Im 56. Jahr

IM 56. JAHR

 

Im 56. Jahr meines Marsches und des Jahres des Ram belief sich die Zahl meiner Legionen, der Armee und deren Familien, auf zwei Millionen. Und sie waren auf ihrem Marsch bereits zu der. Provinz Indus gelangt und hatten deshalb ein, Lager errichtet nahe bei einem grossen gelben Fluss. Er wird heute Ganges genannt.

Und dort liess mein Volk aus dem Lager an dem Fluss das entstehen, was man als Stadt bezeichnet, denn wir hielten uns dort eine ganze Weile auf. Und auch die alten Krieger, die mit mir durch all die Gebiete marschiert waren - wilde, fremdländische, nomadische Stammesleute, tyrannische Anführer - durch viele Länder, die jetzt auf eurem Globus getrennt voneinander sind. Zweidrittel der bekannten Welt hat meine Armee erobert in den Zeiten des Ram.

Und die alten Soldaten, die zu einem Marsch von überragender Bedeutung ausgezogen waren, zu einem grandiosen Wald gekommen waren und einem Unsterblichen begegnet waren und wieder hinausmarschiert waren und den Wald auf den Namen Shambala getauft hatten, fingen nun an, ihrer Streitäxte, ihrer Breitschwerter, ihrer sogenannten Kurzschwerter sehr überdrüssig zu werden, und griffen nun eher zu Sichel und Handwerksgerät. Und bereits zwei Generationen hatten sie hervorgebracht. Sie hatten Söhne, die bereits Väter waren. Sie hatten Töchter gezeugt, die Töchter zur Welt gebracht hatten. Und was einst eine wilde, ölige Kriegermähne war und jener Moschusduft, den der Mann ausströmt, wenn er sich auf einem Marsch befindet, da hatten sie seit langem nur noch spärlich wachsendes Haar, durchzogen von Silberfäden. Und der Moschusduft war lange schon verschwunden und war zu Schweiss geworden, der an heissen Tagen hervorbricht.

Die jungen Frauen, die sich im Laufe von Eroberungszug über Eroberungszug einfanden, die in ihrer Jugend dazustiessen... Schönheiten mit kupferfarbenem Haar und mit Augen, so grün wie Schilfgras, und einer Haut wie Alabaster, und schwarzem Haar; und die ionischen Frauen mit Haar, das von der Sonne geküsst zu sein schien, und Augen

wie lebendige, feurig blaue Emaille,... hatten schon vor langer Zeit die Frucht ihres Leibes getragen, die Armee umsorgt und werden jetzt zunehmend müde in ihrem zänkischem Zustand. Und wenn auch ihre Schönheit schon lange verblasst war, liess ihre Entschlossenheit, ihr Feuer im Geist, doch nach wie vor den Herd weiterbrennen mit dem sanften Glühen eines warmen Feuers.

Meine alten Soldaten legten ihre Schwerter nieder und griffen zu der Sichel und wurden, wisst ihr das denn nicht... Bauern. Und sie bauten tatsächlich ihre Nahrung an und ernteten sie. Und die Kinder ihrer Kinder rannten lachend, fröhlich und glücklich umher und setzten sich um einen ganz besonders alten, alten Soldaten mit ihren Behelfsschwertern und einer Tierhaut, das sie auf ihre Brust festbanden - es sollte einem Brustpanzer ähneln , und sie sitzen da mit ihrem Haar, das mit einem Band versehen und gekrönt war und lauschen Kriegsgeschichten von legendärem Ausmass. Sie leben sie richtig mit, ganz erpicht auf die nächste Stelle, und während der alte Mann sein poetisches Wissen kundgibt. sitzen die Jungen mit weitgeöffeten Augen da, ganz gefangen in einem Schatten der Vergangenheit, und hören und sehen im selben Moment sich selbst auf wilden Pferden reiten und den Aufschrei nach Kampf und nach Gerechtigkeit, Ehre und nach Mädchen und Gold.

Es gab da einen... einen kleinen Hügel auf der anderen Seite des grossen Flusses. Und dort fand ich, der Ram, der ich in diesem Jahr meines Marsches bereits begann, in meinem Alter weit fortgeschritten zu sein, dort entdeckte ich, den höchsten Punkt des Hügels und errichtete eine, recht annehmbare Hütte ... und legte dort wunderschön gewebte Teppiche hinein, dick und luxuriös, und auch Wandbehänge, die den Marsch aus der Zeit meines Lehrers veranschaulichten, vom Alter abgenutzte Häute, und andere aus Seide, die einen Marsch veranschaulichten, lange vergangen und glorreich... und einen unsterblichen Gott veranschaulichten, dessen Legende ... nun, ihm vorausging. Und auf einem, Steintisch war das, was man Öllampe nennt, und der letzte wundervolle Duft eines berauschenden Rotweines... und mein Stein.

An einem, Platz neben dem Herd stand das grandiose Schwert Croshan, Der Geflügelte Bote, noch immer gross, breit, nie vom Alter gezeichnet, jenes Schwert. Und wenn man es ansieht und der Schein des Feuers auf ihm tanzt ... Da erblickt man an seinem Griff etwas, das den Flügeln einer Morgentaube gleicht, die sanft auf einer Scheibe ruht ... aus schwarzem Stahl, mit darin eingelegtem Perlmutter und dem, was Lapislazuli genannt wird, und dem, was man als einen grossen Edelstein bezeichnet, wie er später in dem Land namens Afrika existiert, ein Kristall am Ende des Griffes. Und das Feuer tanzt über Croshan hinweg, es ist gespenstisch - die Farbe - sie wechselt von einem vollen Orange zu einem tiefen purpurnen Ton, und dann erweckt sie den unheimlichen Anschein von Blut, die Farben kommen und gehen, während es einfach nur dasteht. Eine überragende Wesenheit fertigte das Schwert Croshan; sein Name war Cromak. Und gefertigt worden war es für, einen anderen General, und als ihn sein Tod ereilte, übernahm ich sein Schwert.

Und da gehen nun eure Augen zurück zum Feuer, und ihr sitzt da, und ihr kostet euren Wein, und eure Gedanken gehen zurück zum Gestern.

In meinem ganzen Leben fürchtete ich mich vor keinem Menschen, vor keinem Tier, nicht einmal vor einem gewaltigen Pferd:

schwarzer, wilder und wundervoller Shamiradin, Reite - mit - dem - Wind, der sich wie ein Teufel aufführte, und ein einziger Wisch quer über seinen Kopf... und er wurde zu einem grossen Freund danach.

Auf diesem Pferd ritt ich und eroberte ein grosses Dorf, das einige wundersame Leute wie in einer Schlinge gefangen hatte. Und als die, Westflanke heranritt, nachdem die, Fusssoldaten in der Stadt einmarschiert waren, da entstanden nur wenige Schäden aus diesem Kriegszug. Und wie ich, zum sogenannten anderen Ende der Stadt komme, wo die Abwässer herausflossen und einem, schönen Fluss zugeführt wurden und ihn verunrei­nigten, nun, da traf ich auf eine höchst interessante Wesenheit, die recht nahe dort auf der anderen Seite stand. Ein kleiner Junge; armselig, angstvoll, zitternd, der hart zu seiner Arbeit angetrieben worden war. Es war einem Sklaven vergleichbar....

Und der Krieg war voll vom Geschrei der Männer und dem Schreien der Frauen und dem Wiehern der Pferde und dem Bellen der Hunde und dem Rufen eines Falken, und war durch und durch erfüllt von grosser Verwirrung. Und da brachte ich mein herrliches Pferd zum Stehen und schaute angestrengt über den Fluss, und dort stand diese kleine Wesenheit. Und ich betrachtete ihn und traf die Entscheidung, näher zu reiten und ihn aufzulesen. Und eine kurze Aufforderung in die Seite genügte, dass Shamiradin mit feurigen Hufen quer durch den Fluss zum anderen Ufer donnerte. Und während ich näher auf diesen jungen, unscheinbaren Menschen, einen kleinen Jungen, zuritt, stand er da, am ganzen Leibe zitternd und mit grosser Furcht in seinem Herzen. Und obgleich er aus Angst das Zeichen gegen das Böse Auge machte, da er dachte, dass das Ende seines Lebens gekommen sei - musste er doch nur feststellen, dass ich mich hinabbeugte und ihn hinter mich hochzog und mit ihm ins Lager zurückritt. Er war nie zuvor auf einem Pferd gesessen, nie. Und er umklammerte meinen starken Körper an den Seiten mit der ganzen Kraft, die er aufbringen konnte, und nicht einmal bis zu dieser Stunde bin ich mir sicher, ob die Tränen aus Freude oder aus reiner Panik flossen. Dieser kleine Junge war vertrauenswürdig, edel, helfend und unkompliziert, und ich ernannte ihn zu meinem Robenmann. Und lange währte seine Zeit mit dem Ram.

Und ich erinnere mich ... während der letzte Schein der Sonne unterzugehen beginnt und die Schatten auf der Wand vermischt mit dem Feuer ihr Spiel treiben ... an die alte Frau und ihr Dahinscheiden. Jene alte Frau. Ich weiss nicht einmal, wo ich sie auf meinem Marsch aufgelesen hatte. Sie war einfach da! Und sie kam dann zum Vorschein, als ich, meiner Lebensgefahr durch das grosse Schwert begegnete. Sie war es, die jenes, Geierfett auf meine Brust rieb, um mich wachzuhalten, denn es stank so fürchterlich. Niemand konnte mit jenem Gestank einschlafen, und er hielt mich wach. Und sie entfernte meinen Urin und wechselte meine Laken. Und sie verwünschte mich und zankte auf mich! Sie nannte mich einen Bastard! Niemand, niemand, niemand!

hatte das je zu mir gesagt! Seid ihr je von einer alten Frau zusammengestaucht worden? Denn sie haben ... es gibt nichts, das einen solch grimmigen Zorn wie sie an sich hat! Ich nehme an, dass sie denken, sie können es einfach tun, denn wer würde ohnehin auch nur einen Finger rühren, um einer alten Frau zu helfen?

Jene alte Frau sorgte für mich auf dem Stein. Bereitete mein Essen zu. Verärgerte mich die GANZE Zeit über. Es liess mein Feuer in mir weiterbrennen, versteht ihr? Und ach ... ich erinnere mich an das laute Klagen, das, nachdem ich einige Jahre auf jenem grossen Stein zugebracht hatte, unten vom Fluss heraufklang, dort wo sich all die Frauen gerade aufhielten. Und ich wusste ... ich wusste ... was geschehen war. Und ich riss mich zusammen, und stieg von dem Stein herunter, und stürzte zu dem Fluss, um nach der alten Frau zu sehen, die feines Leinen unter Wasser gewebt hatte; dies ist die Art, wie es hergestellt wurde, unter Wasser. Und ihre Hände wurden nach einer Weile zu grossen Geschwüren, aber dennoch war dies die Tätigkeit der Frauen. Und ich fand meine alte Frau, wie sie dort am Ufer des Flusses auf dem Boden lag! Und Ra... stand direkt über uns. Und ihre Augen blickten trübe zur Sonne. Und die Reste des feinen Leinen war noch immer in ihrer Hand. Und meine alte Frau war gestorben. Ich sagte ihnen, sie sollten mich allein lassen. Uns allein lassen!

Und ich schaute diese alte Frau an. Ich hatte den Tod schon unzählige Male gesehen. Wusste, wie er roch, wie er aussah, wie er war. Doch es wollte mir nicht einleuchten, dass diese alte Sonne, Ra, nicht weinte, weil meine alte Frau gegangen war. Sie schien genauso strahlend weiter und drang genauso kraftvoll in deren leblosen Augen hinein.

Warum weinte die Sonne nicht, wo doch der Ram weinte?! Warum setzten die Wildvögel ihre Reise, mit aus der Ferne laut hörbarem Rufen, zum Fluss hinunter fort, um ihre Nester im Schilfgras zu bauen? Warum erkannten sie nicht, dass dies geschehen war? Warum machte es für sie keinen Unterschied? Es machte für sie wirklich keinen Unterschied. Der Unbekannte Gott warf keinen einzigen Blick darauf und der Abend würde wie gewöhnlich zur Neige gehen.

Bis zu jener Stunde war es der Brauch gewesen, die Toten zu verbrennen, damit man ihre Körper freiliess, ihre Energie in Rauch zurückwandelte, so dass sie sich mit den Wolken des Himmels verbindet. Ich vermochte es nicht, die alte Frau zu verbrennen, und sie war die erste Wesenheit.... die ich unter einem sehr grossen Baum begrub.

Es war mir einst ein Kind übergeben worden, das heranwuchs... Ich hatte über einhundert Kinder, wusstet ihr das? Sie wurden mir als Geschenk übergeben. Nie hielt ich ihre Mütter für schrecklich, weil sie dies taten. Es war eine Ehre. Und so hatte ich all diese Kinder. Ich hatte einen Sohn, der mir als ein solches Zeichen der Wertschätzung übergeben worden war, den ich sehr liebte. Und man stellte ihm eine Falle in der Stadt mit den grossen weissen Mauern, weil er herausgefunden hatte, dass sie dort Kinder an Satrapen (Statthalter) verkauften. Und der alte Schurke machte ihn ausfindig und lockte ihn zu einem Graben, in den er hineinfiel, und der Schurke nahm seine neunschwänzige Katze und peitschte ihn aus, bis er in jenem Loch starb. Er exhumierte dessen Knochen.

Und ich sitze also da und denke über die alte Frau nach, und es war vor so langer Zeit. Die Erde hat sich an jenen Orten verändert, wo jener Fluss und jener Baum einst stand. Gibt es dort nicht mehr. Es ist nun anders. Nun ... ich sitze da und trinke noch ein wenig mehr von diesem Wein, und ich denke über mein Leben nach. Und denke an Cathay und sein Pferd. An, Cathay und seine Freunde und jene Frauen, die Zwillingsschwestern waren, und die so drall waren: die eine war hässlich wie die Sünde und die andere war wunderschön; nur dass die Hässliche der Schönen immer einredete: Du siehst genauso aus wie ich, Liebste. Was für eine herrliche Geschichte dies ist! Und wie sie Cathay und mich und die anderen einluden zu ihren hin ... Salons. Und wie sie den Schauplatz zurechtgemacht hatten für solch eine Szene der Lust und Leidenschaft. Mit Jasmin, der im Säulengang üppig strömte, und mit Wassern, die von Liebe wisperten, und draussen war alles trächtig mit Sternen und so weiter und so fort... Nun, und wie ich auf mein Pferd stieg und geschwind zum Lager zurückritt. Ich liess sie zurück, das tat ich tatsächlich! Hm - hm - hm. Und wie sie in betrunkener Benommenheit am nächsten Tag zurückkamen, einander herumjagten, wie ein paar Narren, liebeskranke Kerle ... die auf ihren Pferden ins Lager ritten ... nun ja! Cathay pflegte später einen grossen Teil meiner Armee anzuführen und zog gleichsam in der Tat zu dem Land, das den Namen Türkei trägt, wie ihr es heute bezeichnet; und er liess sich auf einer grossen Landfläche nieder, die später nach ihm benannt werden würde - Cathay. An ihn ... und an mein Erlebnis mit dein Wind dachte ich.

In meinem Leben habe ich mich umgeschaut und gefragt:

Welcher von meinen Feinden hätte ich wohl sein können? Konnte keinen finden. Ich habe mich in meiner ganzen Armee umgeschaut und herauszufinden versucht, welcher von ihnen ich hätte sein können. Konnte keinen finden! Ich dachte an all die Dinge, die ich über den Menschen dachte, konnte es nie finden. Doch meine grösste Eroberung war es, ein Abseitsstehen (engl. stand-off) mit dein Unbekannten Gott zu haben.

Ich schaute mich suchend um und versuchte etwas zu finden, durch das ich mich hätte verstehen können, und ich konnte es nicht finden. Mein Erlebnis mit dein Wind indessen war grandios. Auf dem Stein sitzend mit einem Umhang, einem langen, der mit Zobel eingesäumt war. Dort sitzend und auf das weite Tal hinausschauend, und darum bemüht, mich daran zu erinnern, wie der Himmel auszusehen pflegte, wenn die Lagerfeuer grosser Armeen quer über den Fluss hinweg einander gegenüber errichtet worden waren und wie die Mitternacht hellstrahlend gefärbt war. Konnte es nicht sehen.

Sitze auf jenem Stein ... und ganz plötzlich weht der Wind um mich herum. Und er bildete diese Säule aus Staub, Schmutz, Steinen, Teilen von dem Sträucherwerk!... Vogelnester!! Und er blies heftig und spuckte mir die Steine und den Schmutz auf mein Kinn und auf mein Gesicht und auf meine Miene, und ich drehte meinen Kopf weg, und ich drehe mich und schaue nach oben, und diese Säule von Schmutz und Staub und Geröll und Nest und Federn!... Sie waren sehr hoch droben in der Luft!! Und gerade als ich es müde wurde, sie anzuschauen, stoppte sie und die ganze Sache kam auf meinen Kopf hernieder! Fiel in meinen mit Zobelpelz eingesäumten Umhang! In meine Wimpern! In meine Augen! Auf meine Hände! Auf meinen Bart, der schon eingeölt war! In mein, Essen! Und dann kam der Wind und machte sich wiederum auf meinem Gesicht lustig über mich und kam herbei mit einem ... fast süssen, elfengleichem Lachen. Und er kam so sanft. Und dann drehte er sich in nur einem Augenblick um und wirbelte in das Tal hinunter, und ich sah, wie sich das Wasser unter seiner Kraft ausdehnte und wie Blätter sich von Grün in Silber wandelten, und wie Frauen ihren Tüchern nachjagten, und bekam Beine wie Alabaster zu sehen. Kinder, die übermütig lachten, als ihre Strohhüte das Flussufer entlangrollten. Und ich erblickte eine Macht, mit der ich nie zuvor gerechnet hatte.

Wissen ... Jener Wind kam wieder durch jene Schlucht zurück und um den Stein herum und um den Ram herum, und ich hatte erkannt, worum es sich bei dem Unbekannten Gott handelte. Er war der Wind. Denn welches andere Ideal würde solch eine Freiheit besitzen! Was könnte die Wolken den ganzen Tag herumschieben und das herrliche Weiss von den Spitzen der Berge herunterwehen? Was könnte durch einen Wald donnern und die Herbstblätter rascheln lassen? Und was könnte die Tränen in euren Augen schneller trocknen oder den Duft von dem Parfüm eines Geliebten mit sich bringen? Nur der Wind. Das war mein Ideal. Und keiner hat mir je gesagt, dass ich nicht zu dem werden könnte, was ich werden wollte. Keiner!! Ich war wild genug, um alles zu werden, was ich werden wollte ... der Wind.

Und ich erinnere mich daran, dass in dem Augenblick der Wind bei mir war, ich nicht mehr länger meine Wichtigkeit war, sondern dass ich hoch droben über meiner Wichtigkeit war. Nie zuvor war ich droben über meiner Wichtigkeit! Für einen Augenblick sah ich den Umhang und die Sträucher und den Wein alles weit unter mir, in einem Augenblick - und jene Erfahrung führte mich dahin zu verstehen, wohin ich später gehen würde.

Mein Leben war ein Wunder. Ich tat, was ich tun wollte. Keiner sagte mir, dass ich irgend etwas nicht tun könnte, da es zu meiner Zeit kein Gesetz gab. Ich machte das Gesetz.

Ich lernte alles kennen. Leben . ........ Krieg. Was Tyrannei ist. Wie und welche Form sie annimmt. Ich lernte grossartigen Wein kennen. Ich lernte die Sterne und die Lehrbücher von dem alten Lehrer kennen. Ich lernte die tiefe, tiefe Liebe einer alten Frau kennen. Ich lernte den Tod zur Mittagszeit kennen. Die Ehrwürdigkeit der Flüsse. Und die Liebkosung der unaufhörlichen Jahreszeiten. Ich sah die Zerstörung eines verlorenen Planeten. Eines Kontinenten, der nie wieder zu sehen sein wird. Ich sah den ersten Schimmer einer grandiosen Sonne. Ich sah das Verbrennen der Vergangenheit. Ich marschierte quer durch die bekannte Welt. Ich war im Land Indus bevor die grossen Berge ihr höchstes Ausmass annahmen. Ich sah Menschen aller Hautfarben. Ich sah sie kopulieren, lieben und neue Frucht, neue Kinder, ein neues Geschlecht, neuen Mut gebären. Ich wusste, wie es war, allein zu sein, und ich wusste, wie es war, lachende Kinder zu haben. Ich tolerierte die Kälte, umarmte die Hitze. Ich wanderte in einen ... geheimnisvollen Wald hinein und kam unsterblich heraus. Ich zog gegen die Heidenländer und trank fremdländischen Wein. Ich besass den Wind.... und lernte das Leben kennen - Gott.

Im 56. Jahr meines Marsches war ich ein alter Mann mit einer grossen Narbe von meinem Rücken bis in meinen Bauch, mit Augen, die alles gesehen hatten, und einem Gesicht, das sich von hartem Stein zu sanft gewordenem Verstehen gewandelt hatte. Und ich liebte alles am Leben. Ich liebte es vollständig. In meiner Hütte, im 56. Jahr meines Marsches... Croshan würde niemals wieder gezogen werden. Und jene alten Wandbehänge aus Häuten und Seide, die grandiose und legendäre Zeiten veranschaulichten, sie alle waren vergangen, getan, beendet. Bis zum 63. Jahr meines Marsches hatte ich mit allem von meiner Vergangenheit abgeschlossen und das feinste Leben gefunden, das je gelebt wurde. Aufgrund von Würde und Mut und einer unheimlichen Unsterblichkeit erschuf ich eine Legende und eine Religion, auch nur eine weitere Form von Tyrannei. Ich sah eine alte Welt und die Keime einer neuen.

Im 63. Jahr meines Marsches versammelte ich mein ganzes Volk 120 Tage lang am Hang eines grossen Berges. Und dort sprach ich 120 Tage lang zu ihnen über meine Abenteuer und über das, was ich gelernt hatte, wohin ich gegangen war, denn ich war bis zu dieser Stunde bereits siebenmal aufgefahren und wieder zurückgekehrt. Ich besass die Dimensionen bereits. 120 Tage lang lehrte ich, und lebte es noch einmal, und dachte nach, und gab ihnen alles, was ich als Weisheit besass, und trug ihnen auf, es weiterzugeben: Ich habe euch alles gegeben, was ich habe. Wisst ihr, wie sie mir zuhörten? Einige geradeso wie ihr. Einige, indem sie alles in ihrem Gedächtnis eingruben, kostbar, denn der Moment war da und doch auch flüchtig. Und andere, indem sie ihren Geist mit der Vorbereitung auf das Pflanzen von Saatgut beschäftigten. Meine alten Soldaten ... alles, was sie tun wollten, war, ein Nachmittagsschläfchen zu machen und vor sich hinzudösen, und Feigen und kandierte Früchte zu haben, und über ihre Kinder zu lachen, und bald nach dem Abendessen einzunicken. Sie hatten keine Ahnung.

Und an jenem herrlichen Morgen verliess ich diese Ebene - für einen langen Zeitraum. Und meine Leute gediehen. Sie bevölkerten die bekannte Welt mit einer Intelligenz und einer Freiheit und einer Kultur, was die ganze Welt erblühen liess, denn dazu kam es infolge eines wohlgelebten Lebens.

Lehren kann man einen anderen nicht.... die Meisterschaft vom Verstehen des Lebens, vom Erkennen des Wertes und Sinns des Lebens. Man kann jemanden nicht lehren, sich selbst innig zu lieben. Man kann diejenigen nicht Zwangsernähren mit der Speise der inneren Wiedervereinigung, die einnicken und vor sich hingrübeln, die nicht wissen wollen. Da verwehen die eigenen Worte lediglich im Wind. Alles, was ihr je tun wolltet, war, ein Heim zu haben. Alles, was ihr tun wolltet, war, eine Stadt zu erschaffen und fruchtbaren Boden zu kultivieren. Ihr seid 63 Jahre lang von einem Heim zum anderen marschiert, Obstgärten zurücklassend und mitmachend. Ihr wolltet nicht weggehen Ihr wolltet leben! Ihr wolltet einfach nur ein Heim.

Seit 35.000 Jahren schafft ihr euch nun ein Heim. Und ich kam nur deshalb zurück und schwelge in der Erinnerung dieser Geschichten mit euch, nicht um mich reden zu hören - diesen Teil meines Lebens besitze ich schon als Weisheit, sondern um euch etwas über euch zu erzählen. Ihr seid deshalb hier, weil ihr jetzt bereit seid zu wissen. Ihr seid hier, weil ihr bereit seid, die Dinge zu lernen, die ich lernte... einige von euch, einige von euch nie. Ich kann euch niemals lehren, was ich lernte. Ich kann es euch lediglich zeigen, und eine Situation, die Umstände neu erschaffen, die euch eine Gelegenheit bieten, euch direkt dahinein zu begeben und zu sehen, ob ihr die Unsterblichkeit in dem Wald finden könnt. Euch zu einem Stein führen, um zu sehen, ob ihr den Unbekannten Gott erkennt. Mit euch einen Trinkspruch rubinroten Weines trinken, um zu sehen, ob ihr begreift, was es ist, das ihr trinkt. Ich kann manifestieren, bin eine allmächtige Wesenheit. Wenn ich nicht wäre, wärt ihr nicht hier. Aber mein Leben war mein eigenes. Und eures ist nicht weniger illuster als meines; ja sicher, ihr habt nicht irgendwelche Köpfe abgehackt, seid nicht auf feurige Rösser gesprungen, habt nicht grosse Flüsse überquert, seid nicht mit den zwei Schwestern verwickelt gewesen .... aber ihr hattet euren Teil von Erfahrungen.

Im 53. Jahr und im 56. Jahr meines Marsches, dort in meiner unbedeutenden Hütte, und während ich zu Croshan hinschaute, hatte ich jede Gelegenheit, einen Blick auf mein Leben zu werfen und Abscheu, Wut, Schmerz, Scham wegen all der Dinge zu fühlen, die ich getan hatte; an jenem Feuer jedoch und aufgrund jenes Baumes, fand ich heraus, dass alles, was ich getan hatte, einen grossen Menschen herankultivierte. Und genau das war ich.

Bei genauer Betrachtung gibt es nichts, das ihr getan habt, nichts, dessen ihr euch je schämen solltet! Stimmt, da gibt es einige Dinge, über die ihr nicht gerne in einem Wirtshaus würdet sprechen wollen, oder die ihr nicht bei einem formellen Festessen ans Tageslicht würdet bringen wollen .... oder die ihr nicht bei euren Kindern in deren Pubertät ausplaudern würdet. Aber alles, was ihr getan habt, verhalf dazu, einen grossen Menschen heranreifen zu lassen .... einen grossen Menschen. Denn, wenn ihr es auf diese Weise akzeptiert, belohnt euch das Leben mit einer Fülle von Verstehen und ihr könnt dem Leben irgendwo in dem sanften Tal begegnen, ihr könnt den Unbekannten Gott zu eigen haben. Und in Dingen, die unschuldig und rein sind, so wie lieblich duftende Gräser und leuchtend farbige Flora und himmelblaue Firmament und zarte Schmetterlinge, irgendwo in jenem Tal, könnt ihr dem Leben begegnen, und es belohnt euch für euren Traum. Denn es akzeptiert euch hier in seinem Reich, in seinem Bewusstsein, in seinem Hoheitsgebiet ganz gewiss als herausragend. Und dahinein wird ein sanfter Geist geboren. Eine Seele, die aufgeschrien hat, erlangt Frieden.

Und der grosse Mensch hat sich zu einem lebendigen Gott transformiert. Was euch die Vergangenheit gestattet ist die Möglichkeit der Reflexion an einem Feuer, um mit euch selbst ins reine zu kommen und in Frieden zu kommen, damit alles, was auf euch wartet, möglicherweise jenseits des grossen Flusses, am Hang eines grossen Berges, irgendwann auf eurem Marsch, der Höhepunkt sein kann, der Höhepunkt von eines Menschen Befreiung aus einer überaus wahnsinnig machenden Gier.

Shamiradin ... sein Erbgut ist nach wie vor auf dieser Ebene, seine Nachkommenschaft. Der grosse Ahne. Seine Gattung gedeiht seit Äonen, sie sind überall.

Das Schwert ... das Schwert wird nie wieder zum Vorschein kommen. Es ist dorthin verschwunden, wo ich bin. Und jene alten Häute und Wandbehänge, nun, die Würmer machten sich vor Äonen daran. Doch das Land existiert nach wir vor dort.

Ich kann euch nicht lehren, wie ich zu sein, denn ihr habt einen anderen Charakter und eine andere Art. Seit 35.000 Jahren habt ihr nun eure Heime gehabt, aber irgendwo zwischen all dem Ziegelstein und Mörtel und Dünger und Holz habt ihr möglicherweise die Überzeugung verloren, dass euch Grösse angehört. Ich kann euch dies nicht lehren. Ich kann es euch lediglich vorzeigen und manifestieren ... und euch ein Wissen ohne Worte zukommenlassen, euch einen Platz gewähren, um es euch zu darzubringen, damit auch ihr zu werden vermögt.

Ich bin eine heitere, grandiose Wesenheit, aber das bin ich nicht dadurch geworden, dass ich voller Gewissensbisse wegen meines Lebens gewesen wäre. Und ich bin nicht dahingelangt, wo ich war, dadurch dass ich dumm und verschlossenen Geistes gewesen wäre. Ich wurde Ramtha der Erleuchtete, der Ram, Rama, Rama, Rama"... Herr des Windes, für immer und immer und immer.

Ich kam zurück, weil ich euch liebe und ich euch seit 35.000 Jahren dabei beobachtet habe, wie ihr nach eurem Heim - Zuhause - sucht. Und ich kam zurück, weil es niemals einen solchen Strategen wie mich gab, und seht ihr, ich weiss wie man eure Mauern nieder - ram - men muss. Und ich weiss, wie man einen Boten --

Boten, engl. runner: Damit meint Ramtha Träume, Visionen, Menschen, Dinge, Situationen, durch die wir etwas Bestimmtes lernen können, durch die wir auf etwas aufmerksam werden, die uns etwas bewusst werden lassen und somit unserem Bewusstwerdungs - und Wachstumsprozess dienlich sind.

sendet, klug, geschwinde und erfolgreich. Ich weiss, wie man einen Traum auf den Punkt genau und äusserst stutzigmachend manifestiert. Ich weiss, Wesenheit, wie man eine Türe öffnet, wie viele, und die Zeitabstimmung ist genau richtig. Ich weiss, wie man manifestiert ... jedes und alles, aber die wichtige Sache dabei ist, welche Wirkung es auf euch, die ihr sagt, dass ihr wissen wollt, hat. Ich bin sehr, sehr gut bei dem, was ich tue. Und die Antwort auf das Warum ich es tue ist, weil ihr dies alles wert seid, jeder von euch. Seid für euch selbst der Herr - und - Gott eures höchst kostbaren Seins! Das ist alles, was ihr braucht. Etwas anderes braucht ihr nicht. Einzig und allein das braucht ihr. Und wenn ihr mit eurer Vergangenheit Frieden schliesst und eurer Gegenwart die Krönung verleiht, dann werdet ihr eines Tages lange vor mir verweilen und voll Demut sagen:

Siehe Meister, ich sehne mich danach zu wissen, was du weisst. Ich sehne mich danach zu lieben, wie du liebst. Ich sehne mich danach, so voller Freude zu sein, wie du voller Freude bist. Meister, ich sehne mich danach, da hinzugehen, wohin du gehst.       Im 56. Jahr meines Marsches besass ich meine ganze Vergangenheit als Weisheit. Und in den darauffolgenden sieben Jahren traf ich die Vorkehrungen für meine Zukunft.

 

Ramtha.

 

Bearbeitet, 16.2.98 Andreas Kleindienst

 

 

Alle Ramtha Texte wurden durch seine Geistige Tochter mit dem irdischen Namen

JZ. Knight von Ramtha während 10 Jahren persönlich empfangen.

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