Die Geschichte von Maria

DIE GESCHICHTE VON MARIA

 

Ich werde euch eine kurze Geschichte erzählen.

Es gibt einen Ort .. und von allen Orten in diesem Lande kommen sie zu den Küsten dieses Gebietes. Viele Gerüche gibt es dort, dir scharf die Nase durchdringen. Und von all den Städten, die nahe am Meer gelegen sind, ist keine auch nur annähernd so scheusslich wie jener Ort namens Antiochia. Er ist von der Art, dass man dort möglicherweise alle Talente antrifft, doch sie bringen nicht nur ihre Schönheit und ihre Harmonie mit sich, sondern ebenso ihre Scheusslichkeiten. Und es herrscht grosse Armut in Antiochia. Gewiss, es gibt dort einige Staatsmänner, doch zu jener Zeit, in der Tat Meister, sind dort jene, die die Freunde der Regierung und der sogenannten Römischen Herrschaft sind.

Das ist es, was im, Volk immerzu Ärger und all die Aufstände ausgelöst hat gegen die Tyrannei eines zuzeiten guten und zu anderen Zeilen bösartigen Überherren, je nachdem, wer gerade die Herrschaft innehatte. Die Absicht, jenes Tyrannen­recht abzuschaffen, hatte da eine Gruppe namens Zeloten. Und sie waren von solch fieberhaftem Eifer, dass sie in ihrer Besessenheit oftmals lächerlicher und unterdrückender waren, als genau die Wesenheiten, die über sie herrschten!

Doch es gehen Gerüchte um, dass in einem Tempel in der Tat, dass im Hofe der Frauen Geschichten erzählt worden seien und Mitteilungen vorgelesen würden, die prophezeit worden seien. Viele, Prophezeiungen gibt es, über das Kommen eines grossen Königs. Das Kommen eines grossen Königs? Was wird das wohl zur Folge haben? Für wen ist der König? Ist er für Israel? Ist er für die Stadt Zenwo, und oh entsetzlich wäre es, wenn er für das sogenannte Ägypten ist, denn damit wäre alles verloren.

Im Hofe der Frauen gibt es eine überaus bewanderte Frau, auf deren Gesicht eine Herbheit des Wetters lag. Und da sind so etwas wie Grübchen, die das zieren, was man als Wange bezeichnet. Und die Gewänder der uneben geschnittener Wolle, die gefärbt worden ist, und das bei weitem nicht in vollendeter Form. Doch sie hat ein Band, das sie um ihre Hüfte trägt, und dessen Farbe ist rot und schwarz, gewissermassen die Farben eines Volksstammes.

Diese Frau hat an diesem Tage die Geschichte über eine gesegnete Wesenheit gehört, welche als Jungfrau einen König, der in die Welt kommen würde, gebären würde. Und während sie ihre Hände auf ihren Leib legt und auf ihn hinabsieht, hat sie, wenn auch nur für einen Augenblick, das zarte Gefühl, dass sie diese liebliche Frau, dieses Mädchen sein könnte.

Und das ist selbstverständlich keine Träumerei, denn sie trägt ein Kind in sich. Es ist wohl sicher, dass nicht sie diejenige ist, denn sie ist eine verheiratete Frau, nun schon an die acht Jahre. Und überdies hat sie bereits, zwei Söhne in ihrem Hause zur Welt gebracht.

Während sie ihre Hand auf ihren Schoss legt, da wundert sie sich was mag darin sein? Und wird sie den Stern schauen? Wird sie den König sehen und ihn kennenlernen? Und als die Zeit kam für den Gebetsgesang in dem Wind vom Tempel her, da wurde sie innerlich von einer grossen Woge erfasst. Ein Gefühl erfasste sie, das sie in so grosse Ehrfurcht versetzte, dass sie ihr Gesicht auf die marmornen Fliesen niederlegte und weinte, und aus einem Grunde, den sie in ihrem Herzen nicht kannte.

Und als sie an diesem Tage den Hof der Frauen verliess, machte sie sich auf den Weg zu ihrem Wohnort und ging zu der, Hütte ihres Seins. Und dort blieb sie viele Augenblicke sitzen, in den Abend hinausstarrend, die fernen, in Eintracht brennenden Lagerfeuer riechend, und sprach ihr Gebet - an Jehovah: Dass alles, was sie ist, in Erinnerung bleiben möge durch das, was sie nun unter ihrem Herzen trägt. Dass, wenn dies Wahrheit ist, und ich glaube, dass dem so ist ... bitte, erweise uns die Ehre und die Huldigung, meine Kinder (den König) schauen zu lassen. Und es gab da nichts Aussergewöhnliches am Himmel an jenem speziellen Abend, Und die Wesenheit ging, zu Bett und löschte ihre Öllampe und zog mit einem Griff die wollenen Vorhänge von ihrem Fenster zur Seite, damit sie in die Himmel hineinschauen könnte, während sie sich langsam in den Schlaf zurückzog.

Der Ehemann ihres Seins, der in einem fernen Lande grosser Arbeit nachging, ist nicht bei ihr zu dieser speziellen Zeit.

Mit dem Vergehen und Vorüberziehen der Tage war da eine aussergewöhnliche Erregung unter der Stadtgemeinde entstanden. Wie man sie verstärkt darauf aufmerksam machte, stand da ein ganz ungewöhnlicher Baum. Dann, mit einer Bewegung, die sich nahezu bis zu den Abendstunden hinzog, erschien eine funkelnde Schönheit, die man am östlichen Teil des Himmels sehen konnte. Und solch ein Licht hatte sie nie zuvor gesehen. Und obgleich sie durch die Äste ihres Baumes hindurch nach oben schaute, um dessen Herrlichkeit zu sehen, konnte sie doch durch die Blätter hindurch sehen, dass das, was dort oben stand, von mächtigem Umfang war. Und sanft stellte sie ihren Krug auf den Brunnen... und ging wagemutig hinüber zu ihrer Linken und legte ihre Hände auf den grossen Baum und schaute suchenden Blickes nach oben. Was sah sie? Etwas, das sich bewegte und blendete, war alles, was sie sah, und dennoch, in ihrem Herzen wusste sie, dass es ein grosser Friede war, der in dieser Stunde seinen Klang erschallen lies. Und in dem Augenblick, als sie auf der Bank sass, unter dem grossen Baume stand, und zu dem Stern hinaufblickte, bekam sie einen starken Schmerz in ihrem Sein, eine Bewegung... gewissermassen ein sich Dazugesellen zu dem, was man dort in dem Stern erkennen konnte.

Sie ist müde. Madame. Sie ist müde. Oh, ich weiss nicht, was mehr meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. erstens diese Schönheit... oh!

oder bist du es mein süsses Kind. Kommst du denn jetzt?" Wiederum bewegt sich das Kind. Die Mutter möchte den Stern nicht verlassen. Es ist Zeit zu gehen.

Die Wesenheit erhebt sich und bittet ihre Kusine, nach der Helferin zu schicken, nach der alten Frau, die nun schon bei all ihren Kindern Geburtshilfe geleistet hat, einschliesslich bei ihrer eigenen. Diese kommt im Hause an, und jene schöne Wesenheit ist bereits inmitten ihrer Mühsal. Und in dem Zimmer ist ein stickiger Geruch, der süsslich ist, der getrocknetes Blut genannt wird. Und Öle brennen, Dinge sind auf dem Kohleherd und Dampf steigt auf und man kann ein Stöhnen hören, wenn auch nur gedämpft. Doch bei all ihren Tränen und all ihrem furchtbaren Schmerz ist es etwas Liebliches, das da im Begriffe ist, ans Licht der Welt zu kommen, und das dem Stern gleichkommen wird, da ist sie sich sicher.

Mit einer letzten grossen Anstrengung erscheint da mit einem Schwall von Wasser ein Kind, das sich in das Bett hinein ergiesst. Und alle sind von Ehrfurcht ergriffen und in grosser Freude darüber, dass sie von ihrer Bürde entbunden worden ist. Und was tat nun dieses Kind? Es ist bereits dabei, eine kleine Plage aus sich zu machen; es schreit so laut, dass alle, die sich in der Nähe versammelt haben, es hören können.

Und die Frau sieht den Säugling an, die alte Frau sieht den Säugling eingehend an, und sie macht ein grösseres Licht, und sie betrachtet den Säugling noch eingehender, und das Baby schaut sie an, und die Frau sagt: Dieser Säugling ist gezeichnet, eine böse Erscheinung in seinem Auge. Und sie steckt den Säugling in seine Kleider und drängt ihn in die Arme einer jüngeren Frau, wäscht sich die Hände und macht sich fort, um nur ja nicht mehr von jenem verdammenswerten Ding, das zur Welt gebracht wurde, berührt zu werden.

Die Mutter ... sie blickt auf ihre Tochter, sie ist voll Liebreiz. Wenn auch ein Auge verfärbt ist, so ist sie dennoch voll Liebreiz. Man betrachtet des Gesicht ihres Säuglings, während sie die Wollvorhänge vom Fenster wegzieht, damit das kleine Kind den Stern anschauen kann. Und das tut es.

Von jenem Augenblick an werden jene Dinge nicht einmal verborgen getan, eine lange Zeit, in der die Tochter sich immerfort in schlimmem Missgeschick befand, da jeder sie wegen der unterschiedlichen Farbe ihrer Augen ungerecht beurteilte. Hielten sie für eine derart böse Frau, dass sie gewissermassen eine Ausgestossene war und ihre Mutter nicht als deren Tochter in die Nähe des Brunnens begleitete, wohingegen alle anderen das Wasser zurückzutragen pflegten.

diese brodelnde Engstirnigkeit der Frauen... alle liefen auseinander und verbargen ihre Köpfe, damit sie nur ja nicht ihre fürchterlich hässliche Tochter ansehen würden. Und sie war betrübt darüber. Alles war betrübt darüber. Und sie tat ihr Bestes, um ihre Tochter zu beschützen.

Indessen wuchs das kleine Mädchen zu einer Frau heran. Und ihr Aussehen war wie folgt: Die Farbe ihres Haares war nicht dunkel, war eher von kastanienbraunem Schimmer mit rostbrauner Tönung. Und ein Auge war, was man als dunkel bezeichnet, und das andere war, was man als blau bezeichnet. Und ihre Stirn war fest, ihr Kinn, es war fest, und ihre Wangen, sie waren sanft. Doch die Härte der Jugend hatte sich stets als eine Blässe ihres Seins niedergelegt. Wenn auch ihre Schultern gerade waren und ihre Brüste aufrecht und fest waren, glaubte sie dennoch nach wie vor, dass sie, ganz gleich wie sehr sie heranwuchs und ganz gleich wieviel sie lernte, immer ausgeschlossen sein würde. Und das war sie.

Es nahte ein Ereignis so dass die Zeit gekommen war, die Reise zu dem Hofe der Frauen, zu dem Tempel zu machen. Die Jahresfeier. Die Tochter mit der Mutter daran teilnehmen. Und alle haben sich mit ihren feinsten Leinen- Wollkleidern und Halstücher und Zierat von schlichter Art dafür bereitgemacht. Und an diesem Tage pflegten sie sechs Tauben in den Tempel mitzubringen, die weissesten die sie erwerben konnten, als Dank für die Güte, die ihrem Hause erwiesen worden war. Doch in weit stärkerem Masse war es für die Mutter Ausdruck des Dankes für die Güte, von der sie hoffte, dass ihr Haus sie erfahren würde. Denn wahrhaftig waren ihre Gebete bescheidener gewesen. Dass nämlich die Gnade dieses Gottes auf ihrer Tochter ruhen möge, denn ohne Zweifel musste erst ein einziges Haus gefunden werden, das deren Schönheit gelten lassen würde.

Und auf der Strasse, zu diesem Ort, da gingen sie an einer liebreizenden Wesenheit vorüber. Und diese brachte einen Sohn mit. Der Sohn war gerade seiner Mutter behilflich, die auf ihrer Reise ermüdet war, und bat sie, sich niederzusetzen. Und nicht weit davon entfernt war eine Wesenheit namens Maria und ihre Mutter. Das kleine Mädchen, das ihr Gesicht verbarg, stets mit Hass in ihren Augen, sah mit leuchtenden Augen zu dem jungen Mann. Er sah zu ihr zurück. Er sah sie an mit Augen, die so tief sind, ewiglich, mit einer Gesichtsblässe, die erkennen lies, dass er ein Teil der Sonne ist; doch nur wegen seiner Augen, seines Blickes, war sie tief beeindruckt von ihm. Denn er wandte sich nicht ab, und er wies sie nicht in scharfem Ton zurecht, und noch dazu ist er solch ein junger Mann. Sie vergass ihn nie.

Indessen hat die Mutter ihn nun wieder die Strasse hinunter geleitet und Maria beobachtet ihn. Die Kleider der beiden sind von schlichtem Niveau, die den Staub von der Strasse auf den Saum seines Gewandes befördern, und sie beobachtet ihn. Wenn er sich doch nur umdrehen und sie noch einmal ansehen würde... und sie musste sich beeilen, ihr Gesicht zu verbergen, denn es ist nicht gut für eine Frau, sehnsuchtsvoll einen Mann anzuschauen. Und natürlich war es nicht ihre Wesensart, sehnsuchtsvoll zu Schauen, denn jemand, der nach Liebe und Zuneigung und Angenommen-Werden gehungert hatte, ist einen harten Weg gegangen, das ist gewiss.

Algarion und ihre Tochter sind indessen unterwegs, um sich am Hofe der Frauen zu zeigen. Von Antiochia nach, Jerusalem zu reisen, ist eine ziemliche Reise. Nur Wenige entlang des Weges, wenn überhaupt jemand, waren dabei behilflich, sich der einfachen und geringfügigen Bedürfnisse einer Frau und deren Tochter anzunehmen.

Bei ihrer Ankunft war dort bereits das Jubelfest und Feiern in grossem Gange, denn dies ist eine Zeit besonders starker Gefühle, und an diesen Tagen wallte das Blut. Und Mutter und Tochter wurden bei ihrem Bemühen, den Tempel der Frauen zu betreten, scharf zurückgewiesen, denn man bezeichnete sie als unrein. Und die Mutter wandte in tiefer Wehmut die Tochter um, und sammelte sich; die Tochter indessen, vor Rache und Feuer innerlich brennend, fluchte und spuckte auf die Treppen, dieses gesegneten Hauses. Die Mutter ergriff ihre Tochter und drängte mit ihr hinaus, mit solch einer Enttäuschung und einem fürchterlichen Schmerz in ihrem Sein, angesichts einer solchen Zurückweisung, wie sie es nie zuvor gesehen oder gefühlt hat, und doch war es geschehen.

Auf dem Rückweg jedoch, als die Mutter ihre Tochter zur Ruhe gebettet hatte und ihr sanft das schöne Haar aus der Stirne strich, ihr in die Augen sah ... da sagte sie zu ihr: Oh, Maria, die Menschen meinen nicht immer... was sie tun. Du bist immer ein Glück für mich gewesen. Du weisst nicht, wie oft ich gebetet habe, ein Mädchen zum Kind zu haben ... und du hast mich nie enttäuscht. Es gibt andere Orte, an die wir gehen können. Und alle dort werden fähig sein, uns zu schätzen und uns einen Platz zum Leben einzuräumen. Schlafe, Kind. Schlafe. Es wird uns guttun, wenn wir dies tun. Wie nun die Tochter ihr Gesicht von ihrer Mutter abwandte, während sie auf dem groben Strohsack lag, da beobachtete sie, wie die sanfte Nachtbrise durch das kurze Gras wehte, das überall um sie herum wuchs. Und da ertönte ein leiser Aufschrei, und keiner hat ihn gehört ... Die Tochter hatte gerade erkannt, dass sie über ihre Mutter solcherlei Hass und Bitterkeit und Verzweiflung gebracht hat, und dass das einzige Gute im Leben der Tochter ihre Mutter war, und sie konnte es nicht ertragen, Schande über sie zu bringen.

Die Tochter erhob sich und nahm ihren Umhang ab und legte ihn zu ihrer Mutter. Es würde auch noch Wein vom Nachtmahl, genug Brot vorhanden sein, um für ihre Mutter zu reichen, da sie selbst nur sich brauchte, und sie ging fort.

Das kleine Mädchen, das in dem Alter von, zwölf Jahren war, machte ihre Reise zurück in die Strassen von Jerusalem. Und dort wurde sie von einem, bezeichnet, Kostherrn, Gastwirt aufgegriffen. Und er nahm sie auf und zeigte ihr die Kunst des sich Dienstbarmachens gegenüber denjenigen, die nach mehr Bier verlangen, und er zahlte ihr einen geringfügigen Betrag für ihre Arbeit.

Von jener Stunde an, in der Tat Meister, wurde das Kind Maria zu der Frau Maria. Und bald schon begann sie zu entdecken, dass, wenn Männer von ihren Angehörigen oder ihren Frauen getrennt waren, dass dann deren ganze Aufmerksamkeit entschlossen auf sie gerichtet war. Und aufgrund der Schlauheit ihres Seins erkannte sie, dass sie ihren Lebensunterhalt dadurch bestreiten konnte, dass sie den, Vorteil und die Anmut ihrer Lieblichkeit ausnutzte, um ihren Weg zu machen. Und das tat sie.

Und Jahre vergingen. Und Zeiten vergingen. Und die Wanderungen eines Messias und seiner zusammengewürfelten, zerlumpten Schar sind zwar durchgefiltert. aber nichts von Bedeutung.

Und war nicht wieder geschehen, dass sie den jungen Mann auf der Strasse nach Jerusalem gehen gesehen hatte, aber sie erinnerte sich seiner.

Und bei all ihrer Jugendfrische und all ihrer Schönheit, brachte sie es zuwege, kein einziges Kind in ihrem Schoss zu tragen. Sie muss verdammenswert sein. Sie muss verflucht sein.

Wenn man das Leben mittels Elend zu erlangen suchen muss, in den Hinterhöfen und Mauern, die alle Dinge verschleiern, was soll dann nur aus mir werden ... je aus mir werden?

Es kam ein ungewöhnlicher Tag, als nämlich ein Werber erschien. Er ist hellenistischer Jude. Er ist ein Mann mit Vermögen und Besitztum, und er hat festgestellt dass Maria von grosser Schönheit ist, und er ist eine Art Sammler ... von solcherlei Schönheit. Und er hat sich entschlossen sie zu bitten, ihm in seiner Sänfte Gesellschaft zu leisten ... was sie tut. Und er bietet ihrer Schönheit Platz auf einem Kissen, das von karmesinroter Farbe ist, und gibt ihr einen ganz beachtlichen Pfirsich. So nimmt sie also den Pfirsich und unterzieht ihn einer ganz genauen Prüfung, um sicherzugehen dass er nicht nach irgend etwas anderem riecht, dass er nichts anderes als ein Pfirsich ist, oder dass ihm nichts eingespritzt wurde. Sie isst ihn ohne weiteres Zögern. Und als es seitlich von ihrem Mund heraustropft, wischt sie es weg. Sie fragt ihn: Wieviel wirst du mir für meine Gunstbezeugung zahlen?

Der Mann schaut sie an, Gariell: Was, wenn ich dich für keine Gunstbezeigung bezahle.

Haa! sie lacht. Du bist ein Narr. Was hast du in deinem Geldbeutel Was möchtest du, dass ich tue, dich schlagen? Was sollen wir tun, deine Haare ausreisen! Deine Haut zerkratzen! Da hast du den Pfirsich!

Und er wischte sich den Pfirsich vom Gesicht. Ich habe dich zu einem Ort gebracht und du kannst dort deine Gunst mit allen teilen und ich werde gut für dich sorgen. Aber ich werde dich nicht für mich haben, denn du bist Abfall unter meinen Füssen ... und wenn du dich doch darum bemühen solltest, jage ich, der ich Gariell heisse, dich zum Teufel.

Er packt sie bei ihrer Hand, und biegt sie grob um und hinterlässt eine für immer verkrüppelte Verletzung an ihrer Hand und eine Quetschung auf ihrem Arm. Und sie schrie auf. Fangen wir an!

Zwei Wesenheiten kommen herbei, die sie zu diesem Ort führen, und dort gibt man ihr Opium und all die Dinge die die Welt zu etwas Fremdem werden lassen. Und sie fängt damit an, wieder ihre Gunst zu vergeben, nun jedoch in einer strukturierten Form.

Es kommt der Tag, dass sie all dessen müde ist und durch die Strassen wandert, als ein halbnacktes Geschöpf und in den Augen all derer, die sie sehen, sicherlich voller Verdorbenheit. Und siehe, sie beschliesst, dass sie sich für eine kleine Weile im Zelt irgendeines Mannes niederlegt. Und als der Mann zurückkommt und sie dort liegend vorfindet, ist er entgeistert, denn jeden Augenblick werden seine Frauen zurückkehren und dieses arme, fürchterliche Ding hier liegen sehen.

Und während er sich sogleich umdreht, um hinauszugehen, erscheint da ein anderer Mann, der ihm einen Besuch abstatten will. Und siehe, wie er umherblickt und sich umsieht, da entdeckt er Maria, die ausgestreckt daliegt in irgendeiner widerwärtigen Bekleidung, die ihm nicht gebräuchlich ist. Und er schaut den Mann an und er nennt ihn einen Ehebrecher. Der Mann sagt: Ich weiss nicht, wo sie herkommt! Ich kam zurück und sie lag da! Ich habe nichts getan. Siehst du, mein Geldbeutel ist unangetastet.

Der Mann erwidert: Du bist ein Ehebrecher nach dem Gesetz und jetzt ist ein Hoher Feiertag!

Und bald schon hat sich eine grosse Menge versammelt. Und die Frauen kommen zurück, und sie mögen diese Frau nicht und nicht, dass deren Gestank sich in ihrem Zelt breitmacht. Sie schimpfen sie Ehebrecherin und fangen alsbald an, an ihr zu ziehen und zu zerren, und sie führen sie hinaus, und sie hat nicht in vollem Umfang Kenntnis über all das, was sich da zusammenbraut.

Eine Ehebrecherin! Ehebrecherin!

Und selbstverständlich gibt es in der Menge etliche, die sie im Hause von Gariell aufgesucht hatten und die sie nun auch Ehebrecherin nannten. Heuchler!

Sie bringen sie herbei, beschliessen, dass die Bestrafung, die das Gesetz des Landes festlegt... Steinigen ist. Und es gibt eine Grube, die sie sich für Steinigungen so vielsagend ausgedacht haben. Sie ist holprig und wo immer man hinfällt, wird sie mit Sicherheit den Körper aufschlagen, denn sie besteht nicht aus Treppen und Stufen, sie ist aus Gesteinsbrocken und noch dazu aus zerklüfteten. Und die Wesenheit wird in den Graben gestellt und alle fangen zu werfen an.

Siehe, da erschallt gleichsam in der Tat ein mächtiger Schrei. Und alle drehen sich um, um nachzusehen, woher dieser Lärm kommt. Sie drehen sich um und aus der Menge taucht ein Mann von grosser Gestalt auf, denn er ist grösser als alle anderen. Und seine Haube ist nicht über seinen Kopf gezogen. Und sein Haar ist von feurigem Glanz. Und er tritt hervor, mit glühenden Augen, die blau sind! Und er wirkt auf sie ein und er packt sie und er sagt: Ihr Menschen Gottes! Wo ist der Mensch Gottes hier? Und niemand gibt eine Antwort, denn sie haben schreckliche Furcht vor diesem Mann.

Und Maria, sie dreht sich um und sie erkennt... es ist der Mann von der Strasse. Der junge Mann ist's, der damals auf der Strasse war.

Oh... wo ist meine Mutter? Wo sind jene Tage?...

Und der Mann schaut sie alle an, und er hat eine schreckliche Erscheinung an sich, die ehrfurchtgebietend ist. Er ergreift die Steine, und er schleudert sie zur Seite. Und er blickt auf sie. Wie viele von euch, ihr Männer Gottes, haben mit dieser Frau das Lager geteilt!

Und bald darauf, wandten sich die Köpfe ab, die Hauben wurden nach vorne gezogen und keiner wollte erkannt werden. Und er ging zu einem nach dem anderen und bot ihnen den gefährlichsten Stein an, und er sprach zu ihnen:

Herr, Mann Gottes, wenn du nicht mit dieser Frau geschlafen hast, wirf den ersten Stein. Und er übergab ihn jedem einzelnen, und sie wollten ihn nicht annehmen.

Und alle in herber Verlegenheit, mit Flüchen unter ihrem Atem, flohen vor dem Fremden, denn er ist ein abscheuliches Geschöpf das ihre Herzen in Schrecken versetzt.

Er schaut hinab zu der Wesenheit namens Maria. Geht hinunter in die Grube, und er reicht ihr eine Hand... solch wunderschöne Hand... Hast du je so eine Hand wie diese gesehen, Maria? Er greift nicht nach deinen Kleidern oder deinen Reizen oder deinem Haar, deinen Armen. Die Hand ist da, um zu helfen.

Und sie legt bedachtsam ihre Hand in die seine und erhebt sich. Und er führt sie aus der Grube hinaus und setzt sie an einen Brunnen, und er spricht zu ihr: Tue diese Sache nicht mehr. Denn du bist mehr als diese Sache. Sündige nicht mehr. Sie schauen einander ins Angesicht und er geht, und in nur einem Augenblick kann sie nicht mehr feststellen. wohin er gegangen ist, nur noch, dass sie im strahlenden Sonnenlicht allein zurückgeblieben und unversehrt ist.

Und was ist mit der Quetschung, die bleibend gewesen war und was mit der verkrüppelten Verletzung an ihrem Arm ... sind nicht mehr vorhanden. Und die Wesenheit fängt zu weinen an, ein bitterliches Weinen ... das hervorschluchzt und schmerzt.

Im Laufe der Zeit machte sie ihn stets ausfindig; ging zu mancherlei Orten, um ihm zuzuhören, denn er ist ein Rabbi

Ein solcher, wie ich noch keinen Rabbi zuvor gesehen habe. Er ist der eine Mann, der mir geholfen hat und nichts von mir gefordert hat. Ich werde ihm mein Leben weihen. Und sie sagte zu ihm: Meister, hast du einen Platz für mich in deinem Gefolge? Ich bin recht bewandert, was das Ölen der Füsse und der Hände und des Körpers und dessen Entspannung betrifft. Und ich bin gut im Herrichten der Haare, aber recht schwach im Zubereiten von Speisen.

Er sah sie an: Gesegnet seist du, die mir nachfolgen will, denn du wirst in grossem Masse lernen. Und das tat sie.

Und diese grandiose Frau, die Maria gerufen wird, sie ist in Wirklichkeit nicht Maria von Antiochia; ihre grösste Sünde war in Magdala. Ihre grösste Sünde war in Magdala!

Die ganze Zeit über als dieser geliebte Meister all die Dinge vollbrachte, war sie Zeugin davon. Als Tage kamen, als die Himmelsgewölbe sich verdunkelten und das Beben der Erde und ihres Innern in Bewegung kam, und alle gesagt hatten: Kreuzige ihn ... verliess sie ihn nicht.

Als der Schreckliche Tag des Herrn über dem Land lag, der Himmel grau und unheilvoll war... und ein Urteilsspruch gefällt worden war, und dort ein Mann war, der dort hing, und Gase und Kot seinen Körper verliessen, und Urin, in schierem Elend, blickte sie ihn an und liebte ihn.

Das einzige Bedauern, das sie je fühlte, kann ihn in seinem Todeskampf sehen , war, dass sie nicht mit ihm gehen konnte. Denn wenn je einer sie gerettet und geliebt hat, dann war es dieser Mann. Und: Mag er auch dieser neue König sein, dem sie Gewalt antun und er ihnen doch keinerlei Leid zugefügt hat, und mag er auch der Erlöser sein, wovon ich gehört habe so war er doch für mich an erster Stelle ein Mann.

Als der Körper herbeigebracht wurde, und er zu ihnen sagte:. du hast mich nie verlassen , da wusste sie in ihrem Herzen, dass sie ihn wiedersehen würde, denn gross und mächtig waren seine Worte schon immer. Und als er nicht mehr war und sie ihn wegbrachten, da gingen alle weinend und klagend im Lande umher, und der Wind ... er kam herbei an diesen Ort als Trostbringend.

Und als der Körper fortgebracht worden war, und an diesen sonderbaren Ort gelegt wurde, und ein grosser Stein davorgestellt wurde, um den Körper vor Diebstahl zu schützen, da sass sie in einem einsam gelegenen Garten und lauschte dem Schliessen der Yabba-Tore von Jerusalem. Alles war hinweggegangen.

Ist es schon immer so in meinem Leben gewesen? Dass ich sogar die Dinge, die ich liebe, verlassen musste. Wird es immer so sein? Oh Herr'. Oh Gott Hast du denn die reine Not in meines Herzens Sehnsucht jetzt noch nicht wahrgenommen? Und sie blieb dort, Meister, die ganze Nacht hindurch, während Soldaten, wie sie genannt werden, aufgestellt sind. Und sie können nicht schlafen, denn sie sind in Furcht vor all jenen Dingen, die in der Nacht rascheln... derweil sie sehr schläfrig werden ... sehr schläfrig.

Und als diese Wesenheit mit einemmal erwacht, wird sie von einem Klang erschüttert, den sie noch nie zuvor gehört hatte. Und es ist ein unheimlicher Klang, und ist zugleich auch ein erfüllender Klang, der von irgendeinem weit entfernten Himmel herkommt und das Universum durchdringt: und alle können ihn hören.

Und sie schaut hinauf und sieht einen aussergewöhnlichen Vogel, der in der ihm eigenen Bewegung am Himmel entlangzieht. Die Sonne brennt heiss auf ihr Gesicht. Ihre Gewänder, sie sind dunkel und schwer. Und mit einemmal wird sie dessen gewahr, was geschehen ist, und schaut zu dem Stein, und siehe, da ist nur noch eine weitaufklaffende Öffnung. Und während ihre Hände noch auf jenem Felsen liegen, beugt sie ihren Körper nach vorne und wirft einen Blick hinein. Da ist nichts drinnen! Sie ging hinein. All die Salben konnte sie riechen, doch wo ist der Herr? Noch ein Verrat etwa? Und sie fängt zu weinen an, und weint und weint, und wirft sich auf den rauen, goldenen Boden, so dass sich der Staub auf ihre Zunge legt. Und schluchzt. Ein Schluchzen, das tief aus der Seele einer jeden Wesenheit kommt und dennoch hohl ist.

Und wie sie sich hin und her wirft und ihr Gesicht wendet und der Staub sich auf ihren Wimpern verkrustet hat - er liegt dick auf ihren Wangen - da sieht sie die Robe von jemandem, der sie beobachtet. Und in dem Augenblick der Peinlichkeit und Demütigung erhebt sie sich geschwinde in eine Gebetshaltung und bittet um Vergebung. Und die Wesenheit sagt zu ihr: Frau, erhebe dich aus dem Staub.

Und sie raffte sich zusammen und erhob sieh aus dem Staub. Und, mit all der Erde auf ihrem Gesicht, und dem Schmutz, der sich um ihre Augen herum festgesetzt hatte, da schaut sie zu ihm hin ... Er ist tief im Schatten seiner Haube verborgen. Er spricht zu ihr: Meine Frau. Warum weinst du?

Bete für mich, Meister, denn sie haben meinen Herrn weggetragen von mir. Und ich bin doch den ganzen Abend hier gewesen, und dennoch haben sie ihn weggestohlen!"

Die Wesenheit zog seine Haube zurück und sagte zu ihr: Ich bin niemals weggegangen. Ich bin grösser geworden. Ich habe das Gesetz erfüllt. Gehe an alle Orte und bewahre das, was du hier gesehen hast, als ein Geheimnis in deinem Herzen. Sprich nicht darüber, bis deine Zeit bereit sein wird.

Und wie sie nach ihm fassen wollte, zog er sich von ihr zurück und bat sie, ihn nicht zu berühren, denn er hatte seine Reise hinein in die Schwingung transzendiert... denn dies ist es, worum es sich handelte.

Die Wesenheit ging weg. Und Maria voll des Jubels in ihrem Herzen und ihrem Sein schrie hinaus: Er lebt! und rannte zu einem Ort, der das Heim des Simon Petrus genannt wird. Sie konnte es nicht zurückhalten, was sie gesehen hatte, denn jene hatten die Hoffnung verloren.

Das Übrige ist euch bekannt ausser dieser einen Sache. Die Wesenheit Maria Magdala war eine schöne Frau, die, hätte sie die Gelegenheit gehabt, vieles von dem Werk des Frausein zur Erfüllung hätte bringen können, wäre sie nicht entstellt gewesen. Doch dadurch, dass sie entstellt war, folgte sie einem Gott nach und sah ihn auffahren. Und lernte das Leben kennen. Und entwickelte sich ins Leben hinein. Und lebte nahezu bis zu ihrem zweiundneunzigsten Lebensjahr als eine alte Frau, die von der Gefolgschaft des Simon Petrus, hoch geachtet wurde, und die die Geschichten von all den Dingen, die sich in ihrem Herzen zugetragen hatten, erzählte und auch von einer Liebe zu einer Wesenheit, von der sie nie verlassen wurde.

 

Ramtha.

 

Bearbeitet, 15.2.98 Andreas Kleindienst

 

Alle Ramtha Texte wurden durch seine Geistige Tochter mit dem irdischen Namen

JZ. Knight von Ramtha während 10 Jahren persönlich empfangen.

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