Die Geschichte vom Soldaten

DIE GESCHICHTE VOM SOLDATEN

Was geschieht wenn Helden vom Schlachtfeld zurückkehren, wenn es Schlachten nicht mehr gibt? Wenn doch alles, was ihnen ihr ganzes Leben über gelebt worden war, Kriegspläne gewesen sind. Die Pläne an sich stellen schon, eine Kampfkraft dar, das hohe Training in der Verteidigungskunst, die Eroberungskunst, der Überlebenskunst. Und was macht man mit eine Krieger, der zurückkehrt; sein Körper ist beschichtet mit Gold, fremdländischen Gegenständen, Salben, Stoffen all dem, was Bestandteil seiner Erinnerungen gewesen ist von all jenen Orten, an denen er gewesen ist.

Was fängt man mit ihm an, wenn er zu dem blühenden Ort zurückkehrt, den er so lange Zeit verteidigt hat? Was kann er tun? Wird er ein Kaufmann? Kaufmann zu sein, Händler auf dem Marktplatz sein, auf einer Strasse, die man Die Geradelinie in Damaskus nennt, Wesenheit, würde soviel bedeuten wie Bestechung, Geschrei, Verwünschungen ausstossen, Gezänk, launische Koketterie. Es handelt sich dabei um Wettbewerb. Es handelt sich dabei um eine Krethi und Plethi Art des sich zum Ausdruck - Bringen’s, wisst ihr. Er würde darin kein Glücklichsein finden. Würde er darin Glücklichsein finden, ein Wachposten draussen vor den Toren zu sein? Nein, er würde sich lediglich dabei wiederfinden, wie er zum Horizont starrt und an vergangene Zeiten denkt. Und die Leute würden dort an ihm vorübergehen, und ihn nicht einmal bemerken, ihm nicht einmal Beachtung schenken, wie sie es einst taten mit begeisterten Zurufen und grosser Hoffnung, und Verehrung ausgedrückt durch Blumen und Kränze, mit denen man ihn behängte. Man würde ihn niemals bemerken. Er wäre dort nicht glücklich. Wäre er glücklich, als ein Reisender ziehen und ein Händler zu sein, um Karawanen zu besitzen? Er wäre damit nicht glücklich. Was macht man also mit einem Soldaten der von der Schlacht heimkehrt?

Eines Tages, begibt sich der Soldat auf den Hof und lässt sich dort auf einer angenehmen Bank unter einer Myrte nieder, da es dort viel Schatten gibt und die Sonne sehr heiss und gleissend ist. Und er schaut dem Geplapper derer zu, die da in dem Lichthof ein- und ausgehen. Und den Frau, die sich sanft, still, mit zart Stimmen unterhalten, und hin und wieder hört er ein Wort oder zwei unter ihrem Schleier hervor. Und den Männern schaut er zu, dasitzen und ausschweifend von den vergangen Zeiten erzählen.

Und auf einmal schaut der alte Soldat auf und sieht ein paar junge Leute herein- und hinausflitzen. ein Kamel, einen Esel, alte Männer Frauen mit Krügen - und was halten sie in ihren Händen? Stöcke, sie üben sich im Spiel darin, Krieger zu sein

Und der alte Krieger schaut ihnen dabei zu, wie sie einander in scherzhafter Taktik angreifen und dabei versuchen etwas zu improvisieren, von dem sie nur gehört aber nie gesehen haben, nichtsdestoweniger ist es für sie hochinteressant. Und der alte Soldat schaut zu, und er erhebt sich, und er geht zu ihnen hinüber und sagt ihnen, dass sie es völlig falsch machen. Und er hebt einen Stock auf und erzählt ihnen, wie ein Angriff zu führen ist. Und ihre Augen werden sehr gross, und sie stehen völlig reglos und sehr still da. Und die Frauen hören zu reden auf und beginnen zuzuschauen. Und die alten Männer stehen auf, und einer legt noch etwas mehr zusammengerollten Tabak unter seine Zunge und beginnt ihn in seinem Mund zu verteilen, und er späht aus den Augenwinkeln hinüber und seine Augen fangen zu tanzen an.

Und er zeigt ihnen, wie man bei einem Gefecht vorrückt. Und dann gibt er ihn aus der Hand, und legt ihn in die kleine Hand, und hält sie, und sagt: So wird es gemacht! Und er macht einen Schritt, und er sagt: Nein! Nein! Nein! Nein! Das ist völlig falsch. Du wirst wie ein Dummkopf über deine eigenen Füsse stolpern.

Woraufhin er ihnen zeigt, wie sie ihre Füsse einsetzen müssen. Und sie rücken vor. Und so, wie er sie nachahmt, so ahmen auch sie ihn nach, und bevor man sich's versieht macht dieser Junge recht ansehnliche Fortschritte in kühner und, wie man ihm zu Ehren sagen muss, in sehr geschickter Manier. Und der Soldat schaut den anderen an, der all dies einstecken musste und der nun mit zwei blauen Augen dort am Boden sitzt und den Tränen nahe ist, da er nicht weiss, wie er sich gegen diese neue Angriffstaktik wehren soll. Und der Soldat geht zu ihm hinüber, und er sagt zu ihm: Also da steckst du ja schön in der Klemme. Da werden wir schleunigst etwas unternehmen müssen, damit dir hier nicht, milde ausgedrückt, die Därme aufgeschlitzt werden.

Und so nimmt er seinen Stock und er sagt: Er rückt auf diese Weise vor und du fängst an, den Vergeltungsschlag zu führen. Und der eine kleine Junge, der als Angreifer vorrücken soll, steht still und:

Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! Rücke zu ihm vor!

Der kleine Junge setzt seine Fussarbeit ein, und er kommt heran und der andere, der seine Därme retten soll, fängt mit dem Vergeltungszug an. Und der kleine Junge ist voll Eifer, und er klatscht vor lauter Begeisterung in die Hände und ergreift den Stock und beginnt damit, sich zu verteidigen. Und seine Fussarbeit ist erstaunlich - hurtig und schlau und ganz vertieft in seine Bewegungen. Und der Soldat steht im Hintergrund und wischt sich über den Mund. Und der alte Mann spuckt auf den Boden und schaut auf. Und die kleinen Jungen fingen mit ihrem Krieg an. Und sie greifen an und verteidigen, greifen an und verteidigen, und einer springt auf den Brunnen, die Frauen fangen zu schreien und zu rufen an, und er stolpert und fällt in das Wasser. Und der Soldat lacht.

Lacht! Und dann geht er zu ihm hinüber, um das vor Nässe triefende Etwas herauszuheben ... und klopft das Wasser von ihm ab und setzt ihn auf den Rand und lässt das Wasser an seinen Knien und von seinen Zehen auf den Sand hinunterrinnen, das dort einen kleinen Tümpel bildet, und setzt sich neben ihn. Und der kleine Junge sagt: Du bist ein grosser Held. Erzähle uns doch, wo du all das gelernt hast.

Und der Soldat denkt einen Augenblick nach. Er versucht sich zu erinnern, gab es doch so viele Dinge, die geschehen waren, und ah..... da ist es ihm eingefallen: Ich erinnere mich. Ich war ein kleiner Junge, so wie du. Und jemand gab mir ein Schwert und es hat mich fasziniert. Und ich hatte einen wundervollen Lehrer, der mich lehrte, wie man es benutzt.

Und der kleine Junge, der da sass und trocken zu werden versuchte, sieht ihn an, während sein Haar auf seinem Gesicht klebt und seine Wimpern zusammenkleben und im Licht glitzern, und er sieht hoch zu ihm und er sagt: Wirst du es mich lehren?

Und der alte Soldat überlegt einen Moment, und er sagt: Aber es gibt doch keine Kriege mehr. Und der kleine Junge erwidert: Ich möchte lernen, mutig zu sein, um meine Mutter glücklich zu machen und mein Haus zu schützen!

Daraufhin denkt er einen Augenblick lang nach und der andere betrachtet ihn. Und er springt voll Überschwang auf und ab und klatscht in seine kleinen Hände und sagt: Oh, gütiger Herr, tue dies doch für uns! Und wir werden dir zu Diensten sein und dir gute Oliven bringen und etwas Käse und alles, was wir sonst noch bekommen können und von unserer Mahlzeit für dich erhaschen können, wenn du uns nur lehrst.

Jener alte Mann, der noch eine weitere Brise Tabak genommen hatte, schaut auf und öffnet seinen Mund, und da sind keine Zähne zu sehen, und er lächelt, und er sagt: Auch ich würde gerne lernen!

Und der alte Soldat sammelt sie um sich und sagt: Ich werde euch lehren, und es wird anstrengend sein, aber ich werde euch lehren. Und ihr müsst daran arbeiten. Ihr müsst sehr hart daran arbeiten. Und sie alle waren sich darüber einig, dass sie dies tun würden.

Am nächsten Tag zu der gleichen Zeit erschienen dann die beiden kleinen Jungen, der alte Mann, und sie hatten auch noch eine Schar anderer mitgebracht. Und sie brachten mit, was auch immer sie mitzubringen vermochten, und sie legten es zu Füssen des Soldaten, und alle waren mit ihren am besten geeigneten Gewändern bekleidet, in denen sie sich als äusserst behende unter Beweis stellen könnten; hatten ihre kleinen Schwerter dabei und alles, was sie sonst noch finden konnten und waren bereit für ihre erste Unterrichtsstunde.

Der alte Soldat, wisst ihr, er musste seinen Kopf abwenden und wegschauen, denn jetzt war er etwas Besonderes. Und was er gelernt hatte, konnte er nun andere lehren, um des Lernens willen. Und es brachte ihn dazu, dass eine hurtige Träne auf seinem Gesicht erschien, doch seinem Herzen brachte es Erfüllung. Und sehr behende drehte er sich um, und sein Schwert hielt er weit von sich gestreckt, und er sagt: Seht, wie schnell ich mich umwende und nicht einer von euch war darauf vorbereitet. Und damit begann die erste Unterrichtsstunde.

Ramtha.

Bearbeitet, 16.2.98 Andreas Kleindienst

 

Alle Ramtha Texte wurden durch seine Geistige Tochter mit dem irdischen Namen

JZ. Knight von Ramtha während 10 Jahren persönlich empfangen.

 

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