Der Flötenspieler

DER FLÖTENSPIELER

Zu einer Zeit als ich in meiner Existenz noch das war, was man als jungen Mann bezeichnet, und ich in meiner Entwicklung fünfzehn Jahre war, und noch kein Mann war, da waren es nicht Freundlichkeit und Liebe und gedankenvolle Überlegtheit, die mich lenkten. und auch nicht - vorzugsweise - kluge Umsicht, wie es ein Arzt nennen würde. Ich war eine dumme Wesenheit. Ich war ein Possenreisser. Ich war ein unmenschliches Wesen voll Hass. Keineswegs angebracht oder zumindest in der Mode für einen jungen Mann, der versuchte, bei einem Gott seine Spuren zu hinterlassen.

Und wir waren zu einer Hochebene gelangt. Und das ist ein grosse Hochebene, die den Blick auf einen weiten Horizont zuliess. Wisst ihr, das Gebiet, über das ein Grossteil dieser Hochebene hinausragt, war damals statt eures Ozeans ein Flachland namens Sharon Und diese Ebene Sharon, ging über in das, was Onai genannt wird, die wundersame Hafenstadt eines Landes, das jetzt unter Milliarden von Tränen ruht. Nun ... auf jenes sogenannte Plateau, welches das Flachland von Sharon überragte, gingen wir hinauf- und die Zelte und der Geruch von Fleisch, das gebraten wurde, und Wein, und Getreide und betrunkene Benommenheit, neben all den anderen Dingen, die wir, was das angeht, dort taten.

Bei den meisten aus meiner Gefolgschaft, wisst ihr, es handelte sich bei ihnen um ältere Männer. Sie waren gewissermassen Krieger, die auf eine Rechtfertigung dafür warteten, es zu sein. Und, durch ihr Zusammenkommen mit mir, dem Barbaren, hatten sie einen heiteren Zusammenschluss, aber sie fürchteten mich meines Schwertes und meines schrecklichen Gesichtsausdruckes wegen. Und ich bin auf die Ebene hinaufgegangen. Und stark herrschte das vor, was ihr Gefühl nennt. Und als ich auf den Hafen von Onai hinunterschaute, wisst ihr, da konnte ich die Lichter sehen, bis hinauf in den Himmel. Das lies den Himmel beinahe so aussehen wie bei einem Sonnenuntergang. Und ich schaute dort hinaus, denn da gab es eine Dame meines Seins, die nach Onai zurückgebracht worden war und da wusste ich, dass meine Dame ihren Körper und das, was als Elend des Geistes bezeichnet wird, verlassen hatte.

Und das, was die Seele meines Seins ist, ich, weinte denn alles, was in meinem Sein gewesen war, war von mir fortgenommen worden.... Nichts war mir geblieben. Kein Stammbaum. Keine Familie. Und keine Frau. Ich hatte auf den Boden das gelegt, was als weiter Umhang bezeichnet wird, und breitete ihn flach aus und vergrub meinen Kopf darin und verwünschte den Unbekannten Gott nach wie vor wegen all dieser Grausamkeiten. Und als ich so schluchzte, an einem jener versteckten Plätze, da wandte ich mich um und legte mich auf meinen Rücken und weigerte mich, Onai noch länger anzusehen.

Ich schaute zu den Sternen empor. Und ich beobachtete, wie sie sich von einem Platz zum anderen bewegten. Und ich sah wie sie funkelten und in welch ungeheurem Ausmass ihr Licht dort oben glühte. Und ich fragte mich, weshalb ich nicht wie sie sein konnte. Hass hat die Menschen noch nie froh gemacht. Er machte sie sehr einsam. Licht machte die Dinge froh.

Als ich im Gras lag, auf dem Umhang, und in den Himmel hineinschaute...

da vernahm ich einen höchst wundersamen Klang. Und ich hörte ihn aus dem Wind heraus, und in manchen Augenblicken war der Klang laut und dann wieder war er sanft. Und schnell stehe ich auf und blicke um mich und sehe doch niemanden. Ich höre den Klang. Ich gehe in die Richtung des Klanges, dort. wo ich den Pfad heraufgekommen bin, der von unserem Lager wegführt.

Und siehe, völlig unbemerkt von der Wesenheit. die da sass, näherte ich mich ihm von hinten. und hier sitzt nun ein wundersamer Mensch. Ein Junge, praktisch nahezu so alt wie ich. Er sitzt da in seinem Umhang, der, während ich erst spät am nächsten Tag entdeckte, die wundersame Farbe von Lavendel hatte, grau zu sein schien. Und er war in den Umhang eingewickelt, richtig ordentlich.

Und er sitzt auf seinen Hinterbacken und er hatte ein Knie oben und das andere Bein unter sich. Und er hatte eine wundersame Flöte. Er machte Musik. Und die Flöte barg einen Klang von Trauer und Verheissung und Hoffnung und Schönheit in sich. Und ich hörte zu. Während ich zuhörte. sah ich, wie er die Flöte zum Himmel hochhielt, und er spielte sein Lied. Als er sie von seinen Lippen wegnahm, blickte er zu den Sternen empor. und ich hörte ihn weinen. Und er senkte seinen Kopf.

Die Wesenheit hatte Haar voller Locken, und das Haar, es war lang bis über den Ansatz seines Rückens, und sein Umhang umhüllte ihn. und er senkte seinen Kopf, und seine vom Kopf herabhängenden Locken fielen aus seinem Nacken zur Seite seines Gesichts. Und ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber ich wusste, dass er weinte. Und ich sah. wie er seinen Ärmel nahm, und er wischte es weg, und er hob seine Flöte hoch und er spielte ein wundersames Lied. Welch ein Lied. Und er spielte und spielte und spielte...

Ich setze mich nieder, um ihn zu beobachten, der stille Zuhörer. Und als ich das tat, da war das, was Busch genannt wird. auf den ich mich setzte, bereits locker, und er begann umzukippen, wodurch das Erdwerk losbrach, und ganz unerwartet kam von hinten ein derartiger Schrecken und eiskaltes Entsetzen auf den jungen Mann zu. Ihr wisst ja, wir alle versuchen Helden zu sein in den Augenblicken, in denen wir überrumpelt werden. Aber er sprang auf, und in dem Moment, als er das tat, verlor er sein Gleichgewicht und fiel vorwärts, und als er zum Stillstand kam, da lag er kopfüber da und sein Umhang hatte sich über seinen Kopf hochgewirbelt, und seine Rückseite war zu sehen, und er hatte eine Sandale verloren, und ich komme zu ihm herbeigelaufen. Und, wisst ihr, er kämpft sich seinen Weg aus dem Umhang frei, um sich anzustrengen und herauszufinden. wer ich bin. Fürchte dich nicht, ich bin der Ram. Oh. Herr...

Und er versuchte, sich zu verneigen und noch immer konnte man seinen Kopf nicht sehen. Ich sagte zu ihm: Verneige dich nicht.

Wir entfernten den Umhang von seinem Kopf, und Erde war in seinem Auge. und auf seinen Zähnen lag der Schlamm, und er schaute schnell um sich. und ich dachte, dass er nach seinem Schwert Ausschau hielt. Das Schwert war ihm gleichgültig, es war die Flöte, die er suchte. Also gingen wir beide los, sie zu suchen. Und die Nacht war schon sehr stark über dem Land und es war schwierig, sie zu finden. Und auf unserer Suche nach ihr tappten wir herum. Mitten im Herumtappen, rutschte ich im Geröll aus, und mein Umhang fiel nach oben und all die Steine und das Geröll fielen auf meinen Bauch. Und ich lag da wie ein armes, rührseliges Häufchen Schlamassel. und wir fingen zu lachen an. Lachen! Wir beide hatten einen schmutzigen Mund und schmutziges Haar, und wie wir so daliegen und über die Albernheit unserer selbst lachen, da fanden wir seine Flöte.

Und er ergriff seine Flöte und er sagte: Ah, lass mich ein Lied für dich spielen. Und er kam und setzte sich neben mich. Und da legte ich mich auf den Rücken, mit all den Steinen in meinem Bauch und meiner Hose. und dem Schmutz in meinem Haar und meinen Zähnen. Und ich lag da und er spielte ein Lied für mich, während ich zu den Sternen sah. Wundervolle Wesenheit. Und als er fertig war, stand ich auf und ersuchte ihn mitzukommen zu meinem Zelt, zu meinem Lehrer, einem alten Mann mit buschigen Augenbrauen. Er ist eine wundervolle Wesenheit.

Mein Lehrer kam zu dem Zelt, und warf einen Blick auf uns, hielt kurz den Atem an und führte uns zum Fluss hinunter und ordnete an. dass wir, sollten wir in seinem reinen Angesicht sitzen wollen, nicht wie Schweine zu erscheinen hätten, sondern rein zu sein hätten. Und dort machten wir beide sauber.

Und wir gingen zurück zu dem alten Mann. Und die Locken jener Wesenheit waren noch immer nass und in meinem Bauch, da waren noch immer Steine. Und wir setzten uns hin, und er servierte uns beiden guten Wein. Und der alte Lehrer, er ist derjenige, der uns die Wissenschaft über die Sterne lehrte, diejenige von den Sprachen und Sprechweise sein, damit wir nicht Barbaren sind in dieser Welt, hinter der wir so her sind. Und er behandelte uns als Freunde, und liebte uns und sorgte für uns und lehrte uns beide.

Nun ... wisst ihr, ich lachte über ihn, denn er hatte ein gütigeres Herz als ich. Und wenn Hass in mir wütete, spielte er einfach auf seiner Flöte für mich Und wenn wir zusammen in einer Schlacht waren, hörte ich immer seine Flöte spielen, und ich fragte mich, wo er denn sein Schwert, abscheulich wie es war, hatte, anstatt seiner Flöte! Und eines Tages würden sie ihm den Kopf abschlagen und die Flöte würde noch immer an seinen Lippen hängen

An den Tagen, an denen wir zusammen ausritten, nahm ich ihn von seinem Esel und setzte ihn auf ein richtiges Ross. Und wir ritten zusammen wie wahnsinnige Männer über die Ebenen.

Und dann brachen die schrecklichen Kriege der Wüstenleute aus. Wisst ihr, das einzige, wofür sie je Lust zu kämpfen hatten, sie. die in der Zukunft die Spartaner waren, war Freiheit. Und sie waren tückische Leute.

Und wir planten, dass das, was als östliche Flanke bezeichnet wird einen Angriff reiten soll beim Aufgehen der Sonne, damit sie ihre Augen blenden würde, wenn wir ihre Zelte überraschen. Ein äusserst kluges Manöver. Und es funktionierte. aber als die Flanke sich auf sie zubewegte, spielten mein Freund und seine Flöte vor sich hin, und verflixt noch mal. wo sein Schwert hätte sein sollen, da war immer nur seine Musik zu hören. Inmitten von all dem Tumult schreiender Männer, da flogen sie zu ihm hin! Sie würden auf ihre Rösser springen und zu ihm hin FLIEGEN! !! Sie würden ihn am Nacken packen. Sie würden sein Pferd festhalten. Sie würden ihm das Haar ausreissen. Seine Augen aushöhlen. Und immer versuchten sie, ihn mit einem Schwert zu enthaupten! Sie sind gewalttätige Leute.

Und es war zu Ende. Oh, da gab es so vieles, was gestorben war:

Pferde. Kinder in der Tat, meine Armee. Wir sahen uns um und der Geruch von Blut ist sogar wenn es noch nicht alt ist, widerlich. Und das, was Todesqual genannt wird, und das, was Dung genannt wird, es kommt aus ihren Eingeweiden hervor, denn sie halten es nicht mehr zurück, denn ihr Körper ist vollständig ohne Leben. Und die Bussarde

Ich hörte die Flöte nicht mehr!! Und ich ging los, um meinen Freund zu suchen.

Ich fand meinen Freund. Sie hatten ihm nicht den Kopf abgeschlagen. Sie hatten seine Arme abgeschlagen. Und da lag er, und seine Augen waren noch immer sanft und gütig. Und sein Haar, es ist noch immer lockig und schön. Und da ist Friede auf seinem Gesicht. Und ich nahm ihn hoch und weinte an seiner Brust und liebte ihn so innig... und schwor, dass ich denjenigen finden würde, der ihn tötete.

Wisst ihr, denjenigen, der ihn tötete, fand ich nie, aber ich fand seine Flöte. Und ich fand seine Flöte erst zweiundzwanzig Jahre nach dem Zeitpunkt seines Dahinscheiden. Und ich fand sie bei den Sachen, die der alte Mann zurückgelassen hatte, als er von dieser Ebene verschied. Wie er zu der Flöte gekommen ist? Sagte, er entdeckte sie auf dem Marktplatz, der nach Nizea hineinreichte, und kaufte sie für mich und hinterliess sie mir gleichsam.

Die Flöte, die ich so liebte und die mir Freund war, existiert noch immer. Ebenso wie eine Robe, die ich hatte, und sie ist in einem, wie man es nennt, alten Tempel, der im Begriff ist zu verfallen, und sie endete, als ein Andenken. Und sie ist in dem Land, das nicht weit entfernt ist von dem was man Indus nennt, dort wo es auf die andere Seite der Grenze hineinreicht jetzt ist euer Grenzland im Indus - nicht weit weg von einem Dorf an einem Ausläufer eines sehr grossen Flusses. Da ist es, wo sie vergraben ist.

Und auf meinem Freund zurückkommend: Wir teilten einen Stern miteinander und Musik miteinander und Krieg miteinander. Und ich bin der Herausforderer und er mit seinen lachenden Augen und seinem Lied, Friedliche bei mir.

Ramtha.

Bearbeitet, 16.2.98 Andreas Kleindienst

 

Alle Ramtha Texte wurden durch seine Geistige Tochter mit dem irdischen Namen

JZ. Knight von Ramtha während 10 Jahren persönlich empfangen.

 

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