Ein Lied über die Hoffnung
EIN LIED ÜBER DIE HOFFNUNG
Nachdem wir Onai erobert hatten, braucht es. lange Zeit, um dessen Überreste und auch die Überreste der Getöteten zu verbrennen. Der Gestank, der über da Wasser wehte, wehte nicht in das Land hinein. Das war sehr gut. Wasser reinigt Gestank Wisst ihr. ich wollte weinen, denn ich wusste, ich hatte etwas Entsetzliches und etwas Schreckliches getan, und ich trug ein furchtbares Schwert, das nach wie vor ein Geheimnis für mich war. Ich wollte weinen. denn dies war eine schreckliche Sache. Ich war genau zu dem Schrecklichen geworden, das ich gehasst hatte. Und sobald sich der Gelehrte mir anschloss, mit seinen buschigen Augenbrauen und seinem Wein und seinen Büchern, war er der schweren Aufgabe gegenübergestellt, einen Barbaren zu unterrichten, den das war ich. Ich war kein sehr stattlicher Krieger, wisst ihr. Ich war sehr klein von körperlicher Statur in jenen Tagen, später jedoch wuchs Und ich lief das entlang, was eine Strasse genannt wird. Und ich verliess die Strasse, wanderte auf der gegenüberliegenden Seite jener Berge, wo ich mein Schwert erhalten hatte. Und ich konnte die Leute nicht loswerden. f wanderte eine gewisse Strecke, und wenn ich dann über meine Schulter zurückschaute. da liefen sie alle hinter mir her, und wenn ich anhielt, dann hielten sie alle an. Und der Staub wirbelte um sie herum Und das Tuch, das die alten Männer um ihre Gesichter und ihre Köpfe gewickelt hatten und das an den Seiten zusammengebunden war der Wind wehte es umher. und der Staub lag in den Falten ihrer Gewänder... manche waren barfuss und manche trugen Sandalen und manchen war das Glück beschert, Stiefel zu besitzen. Und sie alle hatten Gepäck bei sich, ihr wisst schon, ihre Kochgeräte oder ihre Waffen. Und sie stellten sich in einer Linie auf. wenn sie mich ansahen, und ich war meiner Auffassung nach doch ein kleiner Junge, keinesfalls ein Mann.
Und einmal rannte ich sehr schnell weiter ... und ich sah einen Hügel. und ich rannte über den Hügel, und ich nahm den direkten Weg und ging hinauf zu einem kleinen Plateau und kletterte zum Kamm empor - erst als ich auf dem Boden entlangkroch, um über die Kante hinaus nachzuschauen, ob ich sie hinter mir gelassen hätte, da musste ich feststellen. dass sie zu mir hinaufschauten und mich dabei beobachteten, wie ich heimlich zu ihnen hinunterspähte. Und Hunde bellten und Esel schrien und Pferde wieherten, der Staub wirbelte wild umher.
Und schliesslich stand ich auf und schaute sie an und schrie auf sie ein: Warum folgt ihr mir nach?! Und da verstummten sie. Ich will nicht. dass ihr mir nachfolgt! Ich mag keinen von euch. Ihr gehört nicht zu mir! Ich hasse euch! Ich hasse jeden! Folgt mir nicht mehr nach. Lasst mich in Ruhe. Ihr wisst schon, wie ein kleiner Wutanfall. Und wisst ihr, ich fühlte, wie meine Augen brannten. Und sie alle schauten zu mir hinauf. Zu dieser Zeit betrug ihre Zahl nahezu das, was man als fünfhundert bezeichnet. Und sie alle schauten zu mir hinauf. Alte Männer zahnlos grinsend. Junge verschleierte Frauen, verborgen hinter ihrem Schleier. Man hätte nicht einmal sagen können, ob es sich um Frauen handelte oder nicht. Kinder, mit grossen leuchtenden Augen und offenen Mündern, an den Röcken ihrer Mütter klammernd, voller Erwartung, dass etwas geschehen würde. Am Proviant schnüffelnde Hunde, die nach etwas Essbarem suchten. Wehende Fahnen ... Lendentücher. Leute aller Art standen da. Und schliesslich wischte ich mit meinem Arm über meine Augen und schaute zu ihnen hinab, und ich sagte zu ihnen: Ich weiss nicht, wohin ich gehen werde. Ich bin nur ein junger Mann. Ich bin ein Barbar. Ich habe keine Seele. Ich werde nicht geachtet. Folgt mir nicht nach.
Und dieser eine junge Mann kam mitten durch die Menge und bahnte sich seinen Weg durch sie hindurch. Er hatte eine kleine Harfe, und er war sehr gewandt mit seinen Fingern. Und er war bekleidet mit einer sogenannten Tunika, einer aus sehr grober Wolle, deren Farbe ziemlich armselig war; sie besass nicht einmal eine gute Einfärbung, eher einen bräunlichen, erdfarbenen Ton, und sie war um seinen Körper gerafft. und seine Arme waren stark und rund und sie glänzten, als wären sie eingeölt. Und seine Tunika reichte über seine Knie hinaus und liess sehr stämmige Beine erkennen, wie die eines Bauern, und von der Sonne war er ziemlich stark gebräunt. Und sein Haar, es war sehr lockig, und es war sehr schwarz, und die Locken fielen ihm bis zum Ansatz seines Nackens - er war fast schon als schön zu bezeichnen. Und er begann. dieses ... dieses wundersame kleine Lied anzustimmen und zu spielen. Und ein Flüstern ging durch die Menge, und sie machten Platz und liessen den jungen Mann hervorkommen. Und sie fingen zu singen an, und ich drehte ihnen den Rücken zu, und er sprach zu mir: Grosser Ram! Höre. Ich habe ein Geschenk für dich.
Und ich drehte mich zu ihm, und er begann zu singen. Und er sang ein Lied über die Hoffnung und über die Hoffnungslosen. Hiervon sprach er: Wir sind die wegen unserer Abstammung von ungenannter Spur über Land und Meer hinweg Geächteten, wir sind die von allem was da ist Ausgestossenen, aber wir haben es geschafft, das zu überleben, was alle anderen dahingerafft hat. Wir sind die wegen unserer Hautfarbe und Überzeugungen Verachteten, und das Verlangen danach, unsere Freiheit zu erringen hat uns zusammengeführt. Und du grosse Wesenheit, die du uns alle befreit und mit Nahrung versorgt hast, du bist es, der immer unsere Familie sein soll. Und wo du bist, da wollen wir sein. und wo du schläfst, da wollen wir uns niederlegen. Und wo du deinen Durst stillst, da wollen auch wir uns laben, und wohin auch immer du gehst, dahin gehen wir mit dir.
Und die Leute und die alten Männer fingen zu singen an. Manche konnten sich nicht an den Text erinnern, sie sangen trotzdem. Und alsbald verschmolzen sie alle miteinander zu einer wundervoll klingenden Harmonie, und ich fiel auf meine Knie, und ich weinte. Und sie besangen den Grossen Tag des Ram, den Eroberer, der ein Knabe war.
Und sie sangen und sangen und sangen, und die Frauen fingen zu tanzen an. Und die alten Frauen machten Feuer und begannen ihre Brote hervorzuholen und in ihren Händen zu kneten und auf das Feuer zu legen. Und bald darauf war die Luft erfüllt von gutem Fleischbraten, ungesäuertem Brot. säuerlichem Wein Schweiss, Gesang, ausgespucktem Tabak, etwas Dung, und hin und wieder von einem gutem Duft von Jasmin. Und sie errichteten dort ein regelrechtes Lager. Und ich ging und setzte mich auf die Kante, und ich wusste nicht, was ich mit all dem anfangen sollte. Ich hatte nicht einmal für meine Mutter sorgen können, wie sollte ich mich dann um all dies kümmern können! Und die Lieder. sie gingen weiter. Ich konnte nicht schlafen. Ich wachte auf und sie sangen nach wie vor dasselbe Lied...
Und bald schon stand ich auf und ich hörte, wie jemand von hinten heraufkam. Es war mein alter Lehrer. Er hatte sehr buschige Augenbrauen. Man kann nie erkennen, wohin seine Augen schauen. Das erinnerte mich an einen Zauberer. Und er kam zu mir herauf, und er rollte dieses Fell aus, und er setzte sich darauf und machte es sich bequem: er war ein Mensch von Behaglichkeit. Und er holte eine Flasche von seinem guten Wein hervor, und er trank ihn aus seinem Kelchglas und reichte es mir. Ich trank ihn aus der Flasche. Ich war unkultiviert. Und er schaute mich missbilligend an und sah dann weg, und ergab mir ein Stück Käse und ein Stück Brot, und er sagte: Ich habe dir jemanden mitgebracht. Und da verwünschte ich ihn, doch er nahm nicht einmal zur Kenntnis, was ich sagte. Und hier kam also der junge Mann mit der Harfe zum Vorschein. Und schnell und behende kam er herüber und nahm einige Schritte entfernt Platz und wandte sein Gesicht ab und schaute zu den Sternen und fing zu spielen an. Und ich war sehr gereizt. Und der alte Mann forderte mich auf leerzutrinken und noch etwas mehr davon zu nehmen. Und das tat ich. Und wie ich so trinke. wurde die Musik besser und besser ... die Töne klangen besser und besser.
Und als ich am Morgen aufwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel - boshafte Sache, das der Sonne anzutun. Und als ich auf den Boden schaue. war da ein Insekt, das über meine Schulter und um meinen Arm herum nach unten gekrabbelt war, und ich entfernte es schnell. Und dann gab es da eine Hand, die mit sehr gutem Wasser erschien und es mir reichte. Es war derjenige. der die Harfe spielte, und ich weigerte mich. mit ihm zu sprechen, und er sagte: Herr, gestatte mir. Wir alle sind eine grosse Familie und wir lieben dich. Höre ihre Rufe. Sie brauchen dich. Sie lieben dich. Wir kommen zusammen für einen grossen Zusammenschluss. Wir werden dorthin gehen, wohin auch immer du gehst. und wir werden mit dir sterben. Höre ihre Rufe.
Und ich machte meine Ohren auf und sah hinunter. Und da war allerhand Geschrei im Gange. Und die alten Männer grinsten nach wie vor. und die Frauen grinsten, und die Kinder spielten. Also bat ich sie, ruhig zu sein, falls sie ruhig sein könnten. Und ich fing an, zu ihnen zu sprechen. Ich sagte ihnen. dass ich nicht wüsste, wohin ich gehen würde, aber irgendwohin würde ich jedenfalls gehen, und dass sie, wenn sie kein Zuhause hätten. mir nachfolgen könnten. Und da ertönte ein grosser Schrei. der heraufhallte. Und alle bauten ihre Lager ab. Und ich kam herunter. und ich ging querfeldein. und als ich anfing, mich umzusehen, blieben sie stehen und beobachteten mich. Wenn ich einen Schritt lief, liefen sie einen Schritt. Wenn ich rannte. rannten sie. Wie dem auch sei, was ich wusste war, dass sie mit mir gingen; wir marschierten.
Wir eroberten eine sogenannte Burganlage nicht weit entfernt vom sogenannten Onai. Und noch nie hatte ich dererlei Krieger gesehen. Ich hatte nie gewusst, dass alte Männer so behende sein könnten, wenn sie es sein müssten. Ich hatte nie zuvor erfahren, dass Frauen so wendig sein könnten, dass sie den Anblick von Verstümmelung jedweder Art aushalten könnten, sie aufgreifen und wieder zusammenflicken könnten ohne auch nur den Atem anzuhalten, ohne mit der Wimper zu zucken. Und ich hatte nie gewusst, dass Kinder so still sein könnten. Und als das vollbracht war, hatte es sogar weit mehr hervorgebracht: veränderte Leute ... und ich hatte meine Familie.
Und nach jeder Schlacht. wenn für alles gesorgt worden war, vollführten sie den gleichen Jubel und das gleiche Tanzen, und die Frauen und ihr uneben geknetetes Brot, und die Männer und ihr Spucken und ihre Wettspiele. Und ich hatte eine gute Familie.
Nie kannte ich den Namen desjenigen, der die Harfe spielte, aber er war bei mir die Gesamtheit meines Marsches hindurch, die ganze Zeit bis hin zu meinem Auffahren. Und auch noch als alter Mann sang er die Lieder über den Tag des Ram, über die grosse Familie ... wir gehen dorthin, wohin du gehst, legen uns dorthin, wohin du dich legst, trinken dort, wo du trinkst. Die Armee wurde grösser und grösser. Zum Zeitpunkt meines Auffahrens zählte sie über zwei Millionen. Das sind viele Rufer. Ich bin kein kleiner Junge mehr. Ich bin kein Barbar mehr.
Ich bin kein Eroberer mehr.
Ich bin.
Ramtha.
Bearbeitet, 15.2.98 Andreas Kleindienst
Alle Ramtha Texte wurden durch seine Geistige Tochter mit dem irdischen Namen
JZ. Knight von Ramtha während 10 Jahren persönlich empfangen.