Gesang der Meere

Gesang der Meere




In Märchen und Legenden hört man oft von geheimnisvollen Kreaturen,

welche schon seit Jahrtausenden auf der Erde leben,

wundersame Geschöpfe, halb Mensch und halb Tier.
Viele Gelehrte sind im festen glauben, sie seien aus den Ängsten und Nöten der früheren Menschen entsprungen,

andere weisen doch darauf hin, das eines Tages die Menschen begannen Tiere anzubeten,

deren Stärke oder Schläue sie am meisten fürchteten oder auch bewunderten.

Diese Geschöpfe wurden dann zu den Tiergottheiten,
welche sie menschliche Eigenschaften zuordneten.
Einige Legenden beruhen vermutlich auf Begegnungen mit einem unbekannten Tier

oder fremdartigen Menschen aus fernen Ländern.
Ein Wesen, welche sich das Wasser zu seiner Heimat gemacht hat, ist die Meerjungfrau.

Sie ist ein Bewohner des Wassers, entsprungen aus der Grundlage allen Lebens, halb Fisch, halb Mensch.
Überall gibt es diese Geschöpfe, in jeder Kultur sind sie auszumachen, mit ihren vielen Namen, wie Nixen, Meerjungfrauen, Nymphen, Najaden, Udinen, und vielen weiteren.



Wollüstige Meerjungfrauen, welche Jünglinge betören,

jungen Männern mit dem Versprechen auf verbotene Vergnügungen zu sich holen,

um sie dann zu verschlingen
oder auf dem Meeresgrund festzuhalten.
Oder mit ihrer Schönheit und ihrem Gesang sollen sie schon Seeleute vom Weg abgebracht

und ins Unglück gestürzt haben.

So werden sie meist dargestellt, als betörende Verführerinnen und männerverschlingende aber wunderschöne Wesen.
Daher rührt auch die Bezeichnung "nymphoman".
Gelegentlich erscheinen die Nixen doch auf dem Lande und sehen dann wie andere Menschen aus.
Dann mischen sie sich meist auf Hochzeiten oder auch anderen Festen unter die Menschen,

da sie die Musik, den Gesang und den Tanz sehr lieben.
Die weiblichen Nixen werden auch als Wasserjungfrauen von zauberhafter Schönheit bezeichnet,

dargestellt als Menschenfrauen mit Fischschwanzteil.

Die wohl bekanntesten Meernymphen sind die Sirenen aus der griechischen Sagenwelt,

welche Odysseus auf seiner Reise in die Irre locken wollten, als er mit seinem Schiff an ihnen vorbeisegeln mußte.

Seinen Seekameraden hat er es zu verdanken, nicht dem Schicksal vieler anderer Seeleute zu folgen,

in dem er seinen Mannen die Ohren mit Wachs hat zustopfen lassen und sich selber an den Mast anbinden ließ.
Nur dadurch konnte er dem verhängnisvollen Gesang und ihrer gefährlichen Schönheit widerstehen
und seine Reise unbeschadet fortsetzten.
Wie in vielen anderen Kulturen,
gibt es auch in deutschen Flüssen derartige Wesen.

Erscheint dann ein Sterblicher, so gleiten sie sofort geschickt ins Wasser

und nur ein leichtes Kräuseln der Wasseroberfläche ist noch zu sehen.
Gefährlich wird es dann, wenn ein attraktiver junger Mann sich nähert und die Nixe sich in ihn verliebt.
Der Mann wird für immer verloren sein und nie mehr gesehen werden.

Ähnlich ergeht es denjenigen, welche die Nixen heimlich beobachten:

vom Gesang der Mädchen betört,
verlieren sie augenblicklich den Verstand.
Nach den schönen Wassermädchen ist auch das Nixenkraut benannt -

eine einjährige Unterwasserpflanze, die in Süß- und Brackwasser gedeiht.

Juturna ist die Göttin der stillen Gewässer und Teiche.
Wie so oft war sie ursprünglich eine normale Sterbliche, Prinzessin im italienischen Rutilia.
Als die Trojaner in das Königreich eindrangen, versuchte die Prinzessin, den Krieg abzuwenden.
Leider gelang ihr das nicht, und während ihr Bruder auf dem Schlachtfeld fiel,

versank sie unglücklich weinend in einer nahegelegenen Quelle.
Zeus hatte jedoch Erbarmen mit dem armen Mädchen und verwandelte sie noch im selben Augenblick

in eine Nymphe und ernannte sie zur Göttin der stillen Gewässer.

Die Nereiden stammen aus der griechischen Mythologie und sind die Nymphen des Mittelmeers.

Die 50 Töchter des Nereus, Enkelinnen des Meergottes Pontos und der Erdmutter Gaia,

sind besonders schöne, aber auch sehr eitle Wesen.
Zudem haben sie das große Glück, nicht wie viele andere Meeresfrauen, ohne Fischschwanz durch die Meere zu streifen. Einige der Wassernymphen, wie Amphritide, Thetis und Galatea,

erlangten in der griechischen Mythologie eine bedeutende Stellung.

Bis auf Thetis, die auf Geheiß von Zeus den König von Thessalien heiratete,

sind alle Nereiden Jungfrauen, die ihr gesamtes Leben mit dem Spiel in den Wellen des Mittelmeers verbringen.
Als Gesellschaft begleiten sie immer ein Schwarm von Delphinen oder Tritonen,

die den Wagen des Poseidon begleiten.



Zu den sympathischen Wesen des Wassers gehört Iris, die Tochter des Meergottes Pontos und der Erdenmutter Gaia.
Sie ist die "Postbotin" der Götterwelt, da die wunderschöne junge Frau mit goldenen Flügeln und geflügelten Sandalen. Nachrichten von Zeus und seiner Gattin an die Götter, aber auch an Menschen überbringt.

Tut sie letzteres, erscheint am Himmel ein Regenbogen, auf dem sie sich auf die Erde hinabläßt.
Wasser und Mädchen - eine Verbindung,
die fast in allen Kulturkreisen zu finden ist.
Diese Wassergeister leben in russischen Flüssen und sind weit weniger nett

als ihre Geschlechtsgenossinen im Mittelmeerraum.

Der Sage nach sind Rusalky die Geister von Mädchen,
die in den Flüssen ertrunken sind.

Die südlichen Rusalky sind sehr schöne junge Mädchen, die den Menschen mit ihrem Gesang betören.
Jeder Mann, der sie singen hört, folgt ihnen mit einem seligen Lächeln ins Wasser, wo er ertrinkt.
Während des Winters hat man weitgehend Ruhe vor den unangenehmen Gesellinnen,

da sie zu dieser Zeit tief unten in den Flüssen leben.
Sobald das Wasser jedoch wärmer wird, klettern sie an das Flußufer und verbringen dort angenehme Sommertage.

China ist ein sehr diszipliniertes Land, hier werden sogar die Götter in Abteilungen eingeteilt:

Tsing Sung-Tse, welcher ebenfalls als Wasserwesen dargestellt wird,

gehört beispielsweise zu den 25 Mitgliedern der Donnerabteilung,

die das Wetter in China beeinflussen und wird der "Regenmeister" genannt.
Wie genau er den Regen im Land verteilt,
darüber sind die Chinesen sich nicht ganz einig.
Viele behaupten, er habe eine große Gießkanne, andere wiederum schwören,

er tauche einen Zweig ins Wasser und verteile so die Wassertropfen,

andere meinen ihn mit einem Schwert gesehen zu haben,

an dessen Scheide Wassertropfen hängen,
die er dann verteile.

Japanische Wasserdämonen, auch Kappas genannt,
sind extreme Gurkenliebhaber.
Für dieses Gemüse sehen sie auch schon mal von einem netten Menschenschmaus ab.

Kappas sind Wasserwesen, welche wie kleine nackte Männer aussehen,

einen Schildkrötenpanzer und eine Vertiefung auf dem Kopf haben,

die mit Wasser gefüllt ist.
Sie lauern im Wasser, um vorbeispazierende Menschen zu packen, in die Tiefe zu reißen und sie dort zu verspeisen.
Es gibt jedoch zwei Möglichkeiten diesem Schicksal zu entrinnen.

Entweder man ritzt in eine Gurke seinen Namen, wirft sie ins Wasser und hofft,

dass der Kappa das Opfer annimmt, oder man verneigt sich vor dem Dämon,

wenn man einen trifft.
Das Kerlchen scheint nicht besonders pfiffig zu sein, denn es verneigt sich ebenfalls, was zur Folge hat,
daß das Wasser aus seinem Kopf fließt.
Ein Kappa ist solange wehrlos, wie er kein Wasser hat und in der Zeit,

wenn er es wieder auffüllt,kann der Mensch fliehen.
Nagas sind indische Schlangengeister.
Besonders viel weiß man über die hübschen Mädchen mit Schlangenschwanz nicht,

nur das sie in Bhogavati unter dem Himalaja leben und große magische Kräfte besitzen.
Es heißt, daß sie Menschen im Wasser unsichtbar machen können.

Ansonsten sind sie habgieriger Natur: sie stehlen Diamanten und Juwelen von den Menschen,
um ihre unterirdischen Städte prachtvoll auszustatten.

Okeanos ist einer der Titanen, die das Chaos in einen Kosmos verwandelten und die Erde erschafften.
Okeanos erschuf einen Fluß, der die Landmassen umspülte und aus dem die Sterne emporstiegen.
An manchen Stellen drängte das Wasser empor und es entstanden Teiche, Seen und Brunnen.
Als er feststellte, daß seine Arbeit beendet war, heiratete er seine Schwester Thetis,

die einiges aus sich hervorbrachte.
Sie gebar ihm 3000 Töchter, die Okeaniden und 3000 Flüsse.

In Griechenland gibt es eine große Anzahl unterschiedlicher Wassernymphen,

die für verschiedene Gewässer zuständig sind: Najaden für Bäche,

Potaniden für Flüsse, Krenen für Quellen, Limnaden für Teiche und Wasserlöcher.
Grundsätzlich sind sie den Menschen wohlgesonnen und wenn man einen guten Kontakt zu ihnen pflegt,
helfen sie einem gerne in Dürre oder Wassernot.
Wie alle Nymphen können sie jedoch jungen Männern gefährlich werden. Dann läuft es ab, wie überall auf der Welt: Verzückung und Tod im kühlen Naß.
Alkyone war die Gattin von Keyx, einem Sohn des Atlas.
Weil beide ziemlich eitel und selbstzufrieden waren, verwandelte die Meeresgöttin Thetis das glückliche,
aber hochnäsige Paar in Wasservögel.
Da blieb den beiden nichts anderes übrig, als ihre Nachkommen auf dem Wasser zu gebären
und in einem schwimmenden Nest groß- zuziehen.
Mit der Zeit zogen ihre Kinder es jedoch vor, am Festland zu leben. Man kann sie dort heute noch antreffen:

als Eisvogel, Kingsfisher oder Kookaburras.



Wowee Woween sind australische Meeresungeheuer,

die je nach Gegend in ihrem Aussehen variieren.
Ganz genau kann sie niemand beschreiben,

denn schon allein der Anblick tötet einen Menschen.
Wowee Wowees verspeisen am liebsten Aborigines und deren Kinder,

hellheutige Menschen passen wohl nicht in ihren Speiseplan.

Sie verseuchen die Gewässer, die von Aborigines genutzt werden

und verknappen das ohnehin im trockenen Australien rare Wasser.

Nach der Regenzeit kann man ihre Schreie hören,

die durch das Buschland und über die Wasserlöcher hallen.
In der Trockenzeit vergraben sie sich jedoch in der Erde
und warten bis der nächste Regen fällt.



In Irland berichtet die Sage von den Merrows,

den Nixen und Wassermännern der irischen See.

Sie sollen rote Kappen besitzen, die sie an Land ablegen,

ohne die sie aber nicht ins Wasser zurückkehren können, sollten sie ihnen gestohlen werden.

Die weiblichen Merrows sollen angeblich von außergewöhnlicher Schönheit sein,

im Gegensatz zu den männlichen Vertretern dieser Sagengestalten, die sehr hässlich sind.
Das Meervolk Chaoticas, meist auch als Nixen, Meerfrauen oder -männer bezeichnet,

ist eng mit den Elfen des Kontinents verwandt, eigentlich sind es Elfen,

die vor langer Zeit die Meere als Lebensraum gewählt haben.

Von Statur, Größe und Aussehen gleichen sie diesen auch sehr:

feingliedrig, schlanke Gestalt, spitz zulaufende Ohren, große, schrägstehende Augen.
Einige Merkmale besitzen jedoch nur sie, so den langen Fischschwanz,

der oft noch mit großen Flossen ausgestattet ist und zur Fortbewegung im Wasser dient.
Manche haben auch Schwimmhäute zwischen den Fingern,

und allen ist das Atmen auf zweierlei Arten möglich:

durch die Lungen und durch kiemenähnliche Organe, die es ihnen ermöglichen,
auch unter Wasser zu atmen. 

Das es den Mythos der Meerjungfrau auf der ganzen Welt gibt,
steht völlig ausser Frage.
Nur eine fundierte Erklärung für all die Geschichten und Berichte über Begegnungen mit Meerjungfrauen,

Nymphen und anderen wasserbewohnenden Menschen existiert nicht.
Wäre es denkbar, das es einen Homo aquaticus gibt?
Es ist fraglich, ob man wirklich jemals eine eindeutige Antwort
auf diese Fragen bekommen kann.

.