Der Junge Meister Miller

DER JUNGE MEISTER MILLER

Es gab einmal einen Ort, der den Namen trägt... ach... wie lautete der Name, ein höchst eigentümlicher Name, denn mir ist nicht bekannt, was er bedeutet   hmm   heisst er nicht Decatur? Ich kenne Decatur nicht, aber es gibt eine solche Stadt, die Decatur heisst. Und in dieser Stadt lebte eine Familie. Und der gewisse Name der Familie war Miller. Die Zeiten, in denen sie lebten, lasst uns sehen. die Zeiten sind, wie man es bezeichnet, neunzehnhundert ein sehr fortschrittliches Jahr, das versichere ich euch - dreiundvierzig. Und da lebte eine Wesenheit, ein gewisser Kent Miller. Er ist eine Wesenheit von kleiner Statur. Ich meine, seine Grösse war die eines vielleicht. wie man es bezeichnet... hm... Fünfjährigen? Ahja, er ist ein Bengel von fünf Jahren, sagt man mir. Dieser gewisse Kent Miller kennt eine Wesenheit. der den gewissen Namen Butch hatte, und dessen Nachname Stevens war. Und eines Tages kam so etwas wie ein grosser Zirkus in diese Stadt namens Decatur. Sieh da! Sie haben Spassmacher. und bezaubernde, schlangenhafte Frauen, und Tiere aus fernen und fremden Ländern, und alle unter ihrem einen Dache. Ich sage euch, so etwas habt ihr noch nicht gesehen - dieser Platz wird also als Zirkus bezeichnet.

Es ist Kent verboten worden, den Zirkus untertags zu besuchen. Und er solle warten, bis sein Vater von seinen Geschäften, eine Art Versicherungsgeschäfte nach Hause kommt. Und darüber, wozu sich die Leute überhaupt versichern lassen sollen, werde ich mich in dieser Stunde nicht äussern, das wollen wir mal beiseite lassen Die Wesenheit, ist in jeder Hinsicht einer, der recht mutwillig ist und sich gerne auf Abwege begibt. Er bei seiner Mutter darum gebettelt, zu diesem Platz, der Zirkus heisst, gehen zu dürfen. Mutterherz ist ihm gegenüber jedoch unerbittlich geblieben, und er solle nach wie vor abwarten und geduldig sein, wie ein guter Junge eben. Und da die Kent die Tugend namens Geduld nicht hat, hat er seinen Freund, Butch herbeigerufen. Und sie sind zur Brücke gegangen und haben sich die, Oxford - Schuhe ausgezogen und ihre Hosen hochgerollt und lassen nun ihre Füsse ins kühle Wasser baumeln. Und sie überlegen sich - und zwar ohne Zweifel sehr angestrengt -, wie und mit welcher Ausrede sie sich von ihren Müttern und Vätern davonstehlen könnten. damit sie bei dieser, ihrer Überzeugung nach, herrlichen Pracht Zirkusses, dabei sein könnten. Und während sie noch darüber nachdenken, ist unterdessen ein feiner. alter Herr über die Brücke gekommen. Ein Pastor, denn er ist mit einem Gewand bekleidet, das schwarz ist und das einen Kragen hat, der von einem blendendem und strahlendem Weiss ist und noch dazu gestärkt!

Der Pastor kommt auf der Brücke daherspaziert und sagt zu ihnen: Nun sagt selbst, Bruder Miller und Bruder Stevens, ist das heute nicht ein Gottestag. an dem wir's uns auf der Brücke vergnüglich sein lassen? Und der uns auch dankbar dafür sein lässt, dass wir einen solch herrlichen Sommertag haben. Und unverzüglich erwidern Herr Miller und Herr Stevens, dass es wahrlich ein guter Tag sei und fahren fort: Pater, wohin gehen Sie heute?

Und er antwortet ihnen, dass er zum Tal hinüberginge, weil dort sozusagen ein Unterricht in Bibelkunde stattfinden würde, und dass viele daran teilnehmen würden. Und er lädt sie ein mitzukommen.

Und da die beiden von dererlei Pflichten fürchterlich gelangweilt sind, ja sogar von dem, ganzen Unterricht in ihrer Schule, lehnen sie sein Angebot freundlich ab, doch gewiss würden sie es sich noch durch den Kopf gehen lassen...

Wie nun der Pater seinen Weg über die Brücke fortsetzt, da kommt dem Meister Miller, der von recht verschlagenem Geiste ist, der Gedanke, dass sie vielleicht doch an solch einem Unterricht, der drüben im Tal stattfindet, teilnehmen sollten. Und flugs rennen sie nach Hause, und tun recht fromm gegenüber ihren, Muttis und Vatis, und teilen mit, dass sie den Nachmittag mit dem Pater verbringen würden, und dass sie besser daran täten, sich damit zu beeilen, ihn einzuholen, da er gerade an ihnen vorübergegangen sei, und es weise von ihnen sein würde, ihn zu begleiten, da es ein langes Stück des Weges sein würde.

Und die Mutter, da sie gutgläubig und tugendsam ist, willigt ein und Meister Miller, der Kent genannt wird, kann seinen Bibelunterricht besuchen ... und sie ist hocherfreut und es wärmt ihr das Herz, dass ihrem Sohn schliesslich doch ein Licht aufgegangen ist - wovon ich allerdings nichts weiss und so hat sie es ihm erlaubt zu gehen. Doch um eines bat sie ihn noch: Du kannst sofort loseilen, doch vorher ziehe dich bitte noch um und ziehe eine Hose an, die für diesen Anlass am geziemendsten ist. Wir wollen ja einen guten Eindruck machen.

Er hetzt in sein Zimmer und zieht seine besten Hosen und seine besten Schuhe an, doch aus der Tasche zieht er eine, eine Art Schleuder, die aus einem Ast gefertigt ist. Und er steckt sie zwischen seine Hose und sein Hemd, eine äusserst unbequeme Position, da sie ihm hart in den Brustkorb stösst, wodurch er dazu gezwungen ist. eine kerzengerade Haltung einzunehmen. Und er geht zu seiner Mutter und gibt ihr einen süssen Abschiedskuss und macht sieh auf den Weg, um dem Pastor hinterher zu laufen. Und selbstverständlich ist Butch, der ja für Derartiges sehr empfänglich ist, mit ihm mitgegan­gen.

Und als sie über die Brücke gegangen waren, schauten sie umher, und siehe! der Pastor war nirgends zu entdecken. Er war schon eine gute Weile ausser Sicht. Und jetzt ist es an der Zeit, in den Zirkus zu gehen denn er ist nur fünf Häuserreihen entfernt. Und wer würde schon so ein Abenteuer, für das es der Meister Miller hielt, verpassen wollen?

Also laufen sie hurtig weiter. Und sie kommen zu dem Platze, und siehe! sie entdecken dass ihre Taschen leer sind. Hmm Und: wie sollen wir jetzt in den Zirkus hineinkommen?! Um das aufzuschlüsseln, braucht es Köpfchen. Alsdann besprechen sie miteinander die Lage und führen ihr Gespräch unter einem, Zeltvorbau auf der Rückseite, der zu den Käfigen der Kamele führt, und von dort aus schleichen sie in die Zelte hinein Und glücklicherweise sind es, Elefanten. die in jenen Zelten wohnen. Kennt ihr Elefanten? Ich kann euch versichern, sie sind von sehr grossem Wuchs. Und sie sind grossartige Tiere. Die beiden Wesenheiten sind also drinnen bei den Elefanten. Eine höchst schreckerregende und zugleich wundervolle Angelegenheit. Sie machen die Bekanntschaft mit all den Elefanten. Und sie sind sehr auf der Hut, nicht erwischt zu werden. Und während sie dort zusammengerollt im Heu liegen und alles überblicken, was sich da tut - da sehen sie schöne Frauen und kleinwüchsige Männer vorübergehen, die allesamt lachen und fröhlich sind.

Und sie holen die Elefanten hervor und binden sie an und dekorieren die Elefanten mit einer solchen Pracht, dass es dem Auge beinahe schon kitschig vorkommt. Nichtsdestoweniger es ist eine Art Abenteuer und sie sind über alle Massen glücklich. Wie nun die Elefanten herausgeführt werden, gehen die beiden wie beiläufig hinter ihnen drein und gelangen unbemerkt in eine Hauptarena, so eine, wie Gladiatoren sie benutzen. Und dort lassen sie sich fasziniert hinter einer

kleinen Abzäunung nieder und hoffen, dass sie nicht gesehen werden können.

Und dem Meister Kent, dem nie das Lachen und die Lustigkeit abhanden kommt, weil Frohgemut ihm nie lästig wird, ihm kommt also der Gedanke, aus seinen Hosen und seinem Hemd die Schleuder hervorzuholen, die ihn arg gedrückt hat. Sie ist, das kann ich euch versichern, eine raffinierte Waffe. Und er sucht auf dem Boden nach einem Kieselstein, und um der ganzen Sache hier noch ein wenig mehr Würze und Vergnügen zu geben, lebt er einen Kieselstein auf die Schleuder und zieht sie zurück und zielt auf Hinterteil des Elefanten! Es ist die volle Wahrheit, das versichere ich euch.

Und er zieht sie geschwind zurück und nimmt mit einem offenen und einem geschlossenen Auge genaues Ziel und mit einem Blick wie ich ihn nie zuvor bei einem Menschen, der Teuflisches im Sinne führt, gesehen habe ... lässt er sie vorschnellen! und siehe .. ppssspp... auf das Hinterteil des armen Elefanten, und da dieser das Gefühl hat, es sei ihm ein Dolchstoss versetzt worden, fängt er Amok zu laufen an. Und wie er da Amok läuft verlieren die lieblichen Damen. die so überaus wohlgesittet dasassen und nun hoch droben auf seinem Nacken hängen, ihre Kontrolle und fangen wild zu schreien an während der Elefant in die Zeltstange hineinrennen und das ganze Haus einfällt...

Es gab dort eine Frau von ungeheurer Körperfülle, die dort sass und den jungen Miller und den jungen Stevens misstrauisch beäugte, da sie wusste, das sie Jungs sind, die nichts als Streiche im Kopf hätten, und da sie etwas vorhätten, und sie es kommen sah. Und ihr Name war gleichsam in der Tat Fanny Gilland. Und sie hatte gesehen, was er getan hatte. Und inmitten all dessen, was sich ereignete und inmitten all des Geschreis und Getobes, und all der wild herumlaufenden Leute. und all der in Ohnmacht fallenden Frauen, und all der herumhetzenden Männer, ruft sie die beiden und erwischt ihn bei seiner Tat. Hmmm. Sie ist gar keine nette Frau, das kann ich euch sagen.

Und sie führt die beiden Jungen zu dem Zirkusdirektor. Und sie haben grosse Strafe zu erwarten. wie da der Zirkusdirektor den Amtsrichter der Stadt herbeiruft. Und da kommt er auch schon, und was meint ihr. macht er mit ihnen?... Nun ja, er bringt sie nach Hause. Hmmm. Er bringt sie in der Tat nach Hause zu ihren Vätern und Müttern, und zu der lieben Frau Miller. die gedacht hatte, dass ihr kleiner Liebling zum Bibelunterricht gegangen war und der nun gewissermassen im Sheriffwagen zurückgekommen war. Und da steht er nun völlig am Ende seiner Kräfte. Und sie ist der Meinung, dass ihnen vielleicht auf ihrem Weg zu ihrem Bibelunterricht etwas zugestossen sein mochte und dass dies ihren Herzen wohl grosse Furcht eingejagt haben musste. Bei dem Gedanken ist sie völlig entsetzt. Und da tritt der, Amtsrichter hervor und fängt an. ihr die abscheuliche Geschichte über ihre beiden Söhne zu erzählen ... oh, ich bitte um aufrichtige Vergebung... über ihren einen Sohn, nichtsdestoweniger schildert man sie als Brüder.

Und es kommt bald schon der Meister nach Hause und er vernimmt alles, was der junge Meister Miller angestellt hat. Hmmm. Man hat mir mitgeteilt, dass eine Rechnung aufgestellt worden ist über den Schaden, der beim Einfallen des Hauses entstanden war. Und Meister Miller, als ein Mann von hochgeachtetem Rufe bezahlt die Rechnung. wie auch Herr Stevens. das versichere ich euch. denn er arbeitet für den Amtsrichter.

Dies ist eine köstliche Geschichte, sind da doch Meister Miller und Meister Stevens den ganzen Sommer nicht nur eifrig beschäftigt mit Besorgungenmachen, sondern begleiten ausserdem auch den Pastor oder, wie man ihn auch bezeichnet. den Pater, auf allen seinen Besuchen und allen seinen schweren Arbeiten und wurden eine Art Reinemachen - Mannschaft. Und alle ihre Tage verbrachten sie damit, ihre hinterhältigen Taten abzuarbeiten.

Es ist eine gute Geschichte, und ich werde euch sagen, warum. Die Wesenheit mit dem gewissen Namen Miller wuchs heran und wurde zu einem überaus gerechten Mann und besuchte eine Schule, des sogenannten Rechtswesens. Und er wurde ein hervorragender Anwalt, der Decatur in den Zeiten, die er erlebte, repräsentierte.

Jenes waren Zeiten, an die wir uns in Hinblick an die einfachsten Dinge in der sogenannten Kindheit zurückerinnern, und die uns lieb und teuer sind, und die uns in unserem Charakter stärken. Es ist gut, die Erfahrung der Dinge zu machen, die Lachen und die vielleicht sogar Bestürzung hervorrufen, denn sie lehren uns etwas, sobald wir sie uns in Erinnerung rufen. Jugendzeit? Immer ist ein Dahinscheiden in der Jugend eine schwer zu ertragende Sache, denn all diese Leute nehmen von vornherein an, dass jene jungen Leute etwas vom Leben verpasst hätten, nur weil sie nicht alt wurden. Auch wenn dieser Miller in seinem Leben jung gestorben war, lebte er es dennoch im vollsten Masse - auch was das anbelangt, einen Elefanten auf sein Hinterteil zu treffen und ihn zum Amoklaufen zu bringen. Er hatte gelebt. Dies ist eine gute Geschichte.

Ramtha

Bearbeitet, 21.2.98 Andreas Kleindienst

 

Alle Ramtha Texte wurden durch seine Geistige Tochter mit dem irdischen Namen

JZ. Knight von Ramtha während 10 Jahren persönlich empfangen.

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