DER BEOBACHTER

DER BEOBACHTER

Auf einem Hügel, einst vor langer Zeit konntest du dich niedersetzen. Sobald du dich von deinem Nachtlager und seinem traumerfüllten Schlummer erhoben hast und munter deinen Gürtel um deine Hüfte gelegt und deine Robe aus abgetragenem Leinen über deinen Umhang gezogen hast... gehst du also zu diesem wundervollen Ort und du steigst dort hinauf. Und die Zauberin Mond steht nahezu erwartungsvoll an ihrem Platz, um am Horizont ihren Abschiedsgruss zu entbieten. Und alles ist ruhig. Und die Feuchtigkeit hat die Kräuter der Erde mit einer Süsse versehen, und der Salbei und das Apfelholz und Riedgras und grüne Wasser ist von anregendem Duft... und du gehst zu diesem Lager und setzt dich nieder.

Du nimmst deinen Umhang und lässt ihn so um dich herumfallen, dass du den Anschein erweckst, als seist du ein Teil der Landschaft. Und da sitzt du .. in solch lieblichem Ruhen. Stille und der Tau auf meinen Wimpern. Und du wartest.

Zarte Geräusche dringen an mein Ohr; ein locker gewordener Stein, der den Hang des Hügels hinabrollt und in eine Spalte fällt. Du hörst das Flattern von Flügeln, die du nicht siehst. Da gibt es sanfte Schritte über dir... so still. Und du lauschst, und der grüne Fluss rauscht um ein Schilfbett und erzeugt einen Strudel und dann ist da ein Plätschern und du schaust nach unten... du kannst nur vage eine Gestalt ausmachen.

Ja, doch Ich erkenne diese Wesenheit. Es ist ein Mann da der sanften und leisen Schrittes das Ufer hinunterging, mit seinem Leinengewand zu einem Lendentuch hochgebunden, und er watet den grünen Fluss hinein und er fängt zu ziehen an. Er hat während der Nacht ein Netz ausgeworfen und sanft zieht er jetzt seinen Nachbarn ein, denn dieser wird mit Sicherheit seine Speise bei Tagesanbruch und die Speise am Mittag für seine Familie und seine Nachbarn sein. Und während er ihn noch einholt, riechst du mit einemmal ganz schwach brennendes Holz. Ein Hüsteln neben Geflüster. Unwirklich. Und wie du zu der Stelle hinüberschaust, von der jener Geruch herkommt, siehst mit einemmal ein schwaches Flackern, ähnlich den Feuerfliegen. Und du weisst, dass der Bäcker zeitig aufgestanden ist. Sein Mehl ist gemahlen. Seine Brotlaibe sind geformt und der Ofen wird gerade heiss und bald schon wird das Versprechen der grandiosen Erde in all ihre Überfluss die Luft erfüllen ... und du wartest auf jenen Duft.

Und du sitzt da. Und du schaust zur Zauberin Mond hinauf und einzig die Spitzen ihres Haares verweilen, während sie rasch entschwindet. Und du schaust zum Mitternachtsblau und zu den tanzenden Lichtern... und du wartest.

Der Fischer hat seinen Fang eingezogen und es war ein gut Fang. Ruhig trifft er die Vorkehrungen, um sie durch ihre Kiemen an eine verlängerte Rute zu hängen, und ruhig macht er sich auf den Weg zum Lager, wo ihr Pfad sie hinführt, das kann man nur vermuten.

Ein Flattern von Flügeln Und ein schwaches Zirpen, und ein SCHREI ... Vielleicht ein Schakal in der Ferne. Und die Feuerfliege tanzen noch stärker, und du hörst ein Rauschen, und du schaust hinunter zu dem Lager ... das sich so weit ausdehnt. Es sieht aus, als hätten Maulwürfe in der Erde Maulwurfshügel gemacht so weit das Auge seh kann. Und es gibt dort leuchtende Zelte, von denen du jetzt langsam einen Blick erhaschen kannst, wohingegen in der Nacht alle Dinge gross sind. Du siehst das Aufblitzen eines strahlenden Orange, ein Band das bei einer prunkvollen Lagerstelle aufgestellt ist. Und du siehst dessen Flagge sich sanft in der Brise bewegen. Und der Tau wird von meinen Wimpern auf meine Wangen gezwinkert, und ich warte auf den Duft des Brotes ... aahh, denn der Bäcker ist der Beste im Lande. Und der Himmel beginnt sich zu verändern, beginnt blass zu werden. Und jene wunderschönen Kinder der Zauberin Mond beginnen inmitten ihres blassen Lichts zu schwinden. Und mit einemmal gibt es dort unten noch mehr Geräusche. Gibt es dort mehr Feuer. Und man kann den Duft von Apfelholz auffangen. Und der Wind rauscht nun durch die Schilfgräser und die Wasserwirbel kommen in Bewegung, und der grüne Fluss ist mit einem grossen Gähnen aufgewacht, mit dem Ausatmen eines Nebelschleiers, der über jenem Uferweg, der zum Lager führt, geisterhafte Bilder herbeiführt. Und ich schwöre, es ist wie ein Traum! Solch eine Nacht. Dass sie die Geburt eines solchen grandiosen Zurschaustellens des erwachenden Lebens herbeiführt. Nun, in was hinein erwachen sie also.

Die zerklüfteten Berggipfel der weitentfernten Orte beginnen sich an einem rosafarbenen Himmel abzuheben, und da ist eine winzige Wolke, die in Sicht gekommen ist, ein Eindringling am Horizont, die, wie du weisst, nur deshalb dort herumgetrödelt hatte, damit das verheissende Licht ihren Bauch vergolden und ihr für einen glorreichen Augenblick Majestätschaft verleihen würde! Damit jemand in seiner ganzen Weltlichkeit hinaufschauen und sagen würde... Ach, Wunderschön. Diese Wolke muss göttlich sein. Und das genügte ihr, das war alles, worauf sie gewartet hatte.

Jetzt ist das Lager, soweit das Auge sehen kann, ein Irrgarten voll von gedämpftem Geplapper. Frauen gehen dort insgeheim zum Fluss, und mit all ihrer Anmut ziehen sie Eimer kostbaren Wassers herauf. Und man kann das Kichern der jungen Frauen hören, deren Röte nun tief auf den Wangen liegt. Und junge Männer gibt es dort, die sich ihren Umhang und ihre Kurzschwerter und ihre Schwertscheiden anlegen. Und ganz eifrig beschäftigen sie sich mit der Waffenausrüstung, die Hoffnung hegend, Ruhmesgeschichten aufzuschnappen ... und in einem kurzen Augenblick vor dem grossen Aufgang von Ra, konnten sie sich, die Söhne der Krieger, die unbesungenen Helden der Zukunft, die Förderer der Rechte der Leute, der Unterdrückten tanzen sehen... und du weisst, dass ihr Leben von einer Süsse sein wird.

Ahhh.... jetzt kommt der Duft des Brotes auf. Ahhh. Muttergottes. Das, wonach sich dieser leere Magen in der Nacht zauberhafter Kontemplation gesehnt hat. Ach, ich bin nur ein Sterblicher, denn ich bin hungrig und es verlangt mich nach dem Brot und dem sauberen Wasser und vielleicht auch nach einer Pfanne Fische von dem Fischer. Es riecht wundervoll.

Jetzt kommt der Wind auf! Die Nebelschleier fahren damit fort, den Fluss hinunterzuziehen, Fische springen. Das Licht bricht über dem Horizont herein! Die Wolke ist noch fülliger an ihrer goldenen, vergoldeten Unterseite geworden! Die Banner wehen! Jetzt kannst du die seidenen Zeltdächer sehen! Sie sind wunderschön! Es gleicht einem Hügel von zauberhaften. gigantischen Blumen auf einer Wiese, die noch nie ein Mensch erblickt, nie befleckt hat! Nie eine von ihnen gepflückt hat, und die, ihrer Freiheit überlassen, in Hülle und Fülle blühten.   Und die Lieder der Frauen bei ihrer Arbeit. Und da geschieht es. Der letzte Tropfen Tau fällt in meine Augen und reinigt sie. Eine Taufe, bevor etwas Zauberhaftes beginnt, und während ich unbeweglich dasitze, sage ich zu mir selbst: Ach, mein Lieber. Wie viele Morgen hast du schon dabei ausgeharrt im Warten darauf, dieses Ereignis zu sehen. Wird es je das gleiche sein? Ist es je das gleiche gewesen? Nein, sage ich! Jene Wolke war nie zuvor da. Und der Fischer fängt nie die gleiche Menge Fische. Es ist ein anderer Tag.

In grosser Demut beobachte ich das wunderschöne Licht dabei, wie es gleich dem glänzenden Schwert eines unsichtbaren Kriegers hervorkommt, während es über den Horizont heraufzieht. Und da ist es! Pulsierend, sich in Strahlen ausbreitend - orangefarbene, goldene Zepter wunderschönen Lichts, die überall um mich her auftreffen. Und die Feuchtigkeit in meinen Augen ist trocken geworden. Und da ist Lachen und Freude und die Klänge von Liedersummen an entfernten Orten. Das Brot liegt nun stark im Nebel Schleier. Und der Welt wurde ein weiterer Tag ... des Lebens geschenkt.

Wird der Bäcker... was wird er heute anders machen? Ist seine Arbeit immer die gleiche? Nein, an diesem Tage wird sie anders sein. Der Bäcker wird heute eine neue Möglichkeit entdecken, sein Brot zu süssen, sehr zur Freude der ganzen Armee.

Und der Fischer, wird er das gleiche tun? Wird er seinen hervorragenden Fang an sich reissen? Und wieviel davon wird er an diesem Tage seiner Familie geben, und wieviel wird er mit seinen Nachbarn teilen? Und vermutet ihr! ... dass da irgendetwas anders sein wird, als an der Angel zu schnitzen? Das wird es. Er wird einen hervorragenden Preis haben. Er wird einen Fisch haben, der einen Regenbogen an seiner Seite hat, und die Götter haben sein Haus gesegnet.

Und die Frauen, die das Wasser holen, werden sie heute das Gleiche tun, wie sie es auch gestern taten? Nein. Die Frauen werden sich mittels brillanter Kunst neue Kleider. bequemere Hülle ausdenken. Sie werden ein besseres Gericht von zubereiteter Speise erfinden. Auf ihrer Jagd auf den Hügeln, gleich hinter mir, werden sie neue Wurzeln und Knollen entdecken, und auch sehr zu ihrem Vergnügen und mit Geplapper - wer wird als erste kosten, und das werden sie natürlich alle. Sie werden neue Nahrung entdecken.

Und wie ist es mit den jungen Männern. Tun sie je mehr, als nur ihre Ausrüstung zu polieren und wie Hähne herumzustolzieren? Besteht ihr Leitbild früh am Morgen in einem Helden, der mit der Sonne im Rücken tanzt, unbesungen, die Verheissung... aller zukünftigen Leute der Armee? Werden sie das je verwirklichen? Und denken sie je an irgendetwas anderes? An diesem Tage werden sie es. Sie werden eine andere Geschichte hören, und vielleicht wird sie diesmal nicht von Schlachten längst vergangener Zeiten handeln, sondern statt dessen geht es vielleicht um die Weisheit der Alten. Und durch Geschichten wie diese werden sie vielleicht in den Bann gezogen und werden damit beginnen, Teil einer neuen Zukunft zu sein. Nicht mehr ein Krieger, der am Horizont tanzt, die Sonne in seinem Rücken, der stolz sein Banner zur Schau stellt und darauf hofft, dass der Wind genau richtig darauf auftrifft, damit es nicht zurückkommt und ihm ins Gesicht schlägt was sehr peinlich sein kann! Heute ... mögen solche Träume seinen Geist vielleicht verlassen und vielleicht wird dieser Geist statt dessen mit dem fruchtbringenden Gefühl angeregt werden, das sie alle im Innern ihrer Lenden haben, durch das sie lebhaft und straff und schön bleiben. Vielleicht wird dieses Gefühl zu einer anderen Stelle hochwandern und ihren Geist dazu inspirieren, wundervolle Dinge zu tun. Vielleicht werden sie ein anderes Metall erfinden. Vielleicht werden sie ein anderes Interesse wahrnehmen. Vielleicht werden sie einen andern Kurs einschlagen. Vielleicht wird die Erzählkunst an diesem Ta geändert werden... und das wurde sie.

Was hat es nun mit dieser Vision auf sich? Ich lege euch dar, was ich an vielen Morgen aus erster Hand sah und erlebte. Was ist so neu an dieser Geschichte? Sie ist nicht mystisch. Sie ist nicht spirituell. Und dennoch liegt zu ihren Wurzeln tiefgründiges Wissen.

An jenem Morgen trug ich eine grosse Sehnsucht in mir, die man in späteren Zeiten unter dem Begriff Glaube einzuordnen pflegte. Ich würde sie Göttliche Wissenheit nennen. Ich sitze auf dem Stein und weiss auf göttliche Weise, dass der Tag wiederkommen würde. Das, was ihr für so selbstverständlich haltet, wurde zu meiner Zeit nicht für selbstverständlich gehalten.

Ich war der BEOBACHTER (Watcher, auch: Wächter) meines Volkes. Und ich achtete sorgfältig auf all die Aspekte eines neu Tages. Wo würdet ihr morgen sein, wenn der Tag nicht käme? Wo würdet ihr sein und wo würden der Fluss und die springenden Fisch sein? Für mich war dies sehr heilig, wegen des Lebens, welches das Geschenk in dieser Domäne, in diesem wunderschönen Schauspiel ist. Es ist das Geschenk des Bewusstseins, das sich selbst in einen physischen Körper integriert hat, in eine Form, damit es mit anderen Form in Austausch treten und eines Tages erkennen möge, dass alle die Formen und Bewusstsein das gleiche sind. lch war das gleiche wie der Morgen. Welch grandiosere Sichtweise seiner selbst könnte man trüben! Es war nicht das grosse Schwert und der Brustpanzer und seidenen Banner. Es war nicht der Ruhm und nicht einmal die Narbe. Es war der Morgen. Das ist es, wofür ich mich hielt. Denn ohne könnte ich mich, als unwissender, wilder Barbar, nie zu der anderen Seite weiterentwickeln, um die Strecke zurückzulegen auf der Suche nach einer Vereinigung und einem Grund für mein Leben, und die Grund für den Fluch auf meinem Volk.

Selbstsüchtig... man ist selbstsüchtig, wenn man selbst-verengt ist. Man ist grandios und göttlich, wenn man der gesamte Morgen und dessen gesamte Lebensvielfalt ist. Und wenn man anwesend ist, gegenwärtig, um es als eine Wirklichkeit zu beobachten, statt lediglich vermuten, dass er eingetroffen ist. WIE WOLLT IHR WISSEN, Dass EINGETROFFEN IST? Weil an diesem Tag meine Leute etwas lernen würden, das sich von dem, was sie bisher an jedem einzelnen Tage taten, unterscheiden würde. Jeden Tag wurde der Wert des Lebens ... der GESAMTHEIT des Lebens zu ihnen hingedrängt. Der BEOBACHTER, der da auf dem Stein sass, sicherte zu, dass der Morgen kommen würde, und trug ausserdem die Verheissung mit sich, dass an diesem Tage etwas Neues entdeckt werden würde, gefunden werden würde bei der Ausführung ihrer Arbeit. Es war keine erbärmliche Arbeit! Es war eine Arbeit von Entdeckung, spannendem Reiz, Kontemplation. Ein besserer Wasserbehälter wird an diesem Tage hergestellt. Ein exotischer Fisch wurde entdeckt. Und ein neues Bewusstsein wurde in den jungen Männern geboren, die einmal die zukünftigen Keime für Zweidrittel der bekannten Welt sein würden, und sie trugen sie in ihren Lenden. Es war wichtig, dass sie eine Gelegenheit hatten, sich etwas anderes als Kriegstrommeln zu vergegenwärtigen, denn in ihrem Samen übermittelten sie den Morgen. Die Kinder, die einmal aus ihren Lenden geboren würden, würden die Kinder von Morgen sein. Und alle diese Kinder würden die Verheissung in sich tragen, dass alle Morgen damit fortfahren würden zu kommen!! Es war wichtig an diesem Tage, dass ein neues Konzept entdeckt werden würde. War das Hoffnung?! Hoffnung hat ihre Bedeutung verloren. Hoffnung wird nunmehr als stressvolle Tollkühnheit (Verzweiflung) definiert. Die Hoffnung war kein Glücksspiel, sondern war wie die Henne, die auf ihrem Ei sitzt. Hofft sie etwa, dass ein Küken ausschlüpft? Sie sitzt auf ihrem Ei, weil sie weiss, dass ein Küken aus dem Ei hervorkommen wird. Das war die alte Bedeutung oder Definition von Hoffnung.

Jeder Tag war eine Verheissung von Evolution. Und ihr könnt nicht behaupten, dass die jungen Krieger, die eine neu ertönende Wahrheit bezüglich ihres Seins fanden, dass das bedeutender wäre als die Frauen, die das Wasser holen, lange bevor das Tageslicht am Himmel erscheint. Das, was sie schufen, war ein leichterer Wasserbehälter für ihre Schultern. Alle waren gleichgestellt. Die Bedeutsamkeit war, ist, dass sie sich veränderten. Dass sie voranschritten. Dass sie sich weiterentwickelten. Und der BEOBACHTER gab ihnen die Gewissheit, dass der Morgen kommen würde, und dass ihnen der Morgen ... eine neue Gelegenheit geben würde.

Sich vorzustellen an diesem Tage des Alles-Wissens, eine Blume auf einer Wiese über dem Hügel zu entdecken, die bisher noch nie entdeckt worden war. Was für ein herrlicher Preis! Es kostete gar nichts.

Während des ganzen Tages also wuchsen und veränderten sich die individuellen Bewusstsein jener wundervollen Leute. Und das Leben handelte weder davon, dass alte Frauen um den Brunnen herumsassen und über ihre Aufregungen und ihre Miseren und ihre Ehemannsleute jammerten. Das existierte nicht. Das ist Nichtigkeit! Noch waren alte Männer fett und betrunken aus lauter Jammer darüber, dass die Vergangenheit vorüber war. Es gab keinen Stress! Es gab keine Herzschmerzen! Es gab nichts, das zu gross gewesen wäre, als dass es nicht hätte vollbracht werden können!! Denn das Vollbringen, war die Verheissung des neuen Tages! Wenn die Arbeit schwer war, dann stellte dies eben eine grössere Herausforderung dar, und dadurch würden sie zu Genialität aufgerufen sein, um einen besseren Weg herauszufinden!! Ganz anders als die Einstellungen heutzutage.

Und den ganzen Tag über geschahen Wunder. Wunder! Es war der Tag, an dem die Schakale stolz durch das Lager spazierten ... sich niederkauerten und niemand jagte sie weg, und niemand verletzte sie. Und von ihnen würden später Hunde abstammen. Und am Ende des Tages, als alle genährt waren und der Austausch von Nachrichten stattgefunden hatte, und junge Liebende den Kochherd verliessen und Arm in Arm hinter schweren Türen verschwanden und zu ihrem Ruhelager gingen - da wusstest du, dass die Nacht ihnen Liebe darbringen würde, eine Süsse und eine Freude so einfach und so unberührt von Eitelkeit, Schwächlichkeit, unberührt von dem Kleister des Image. Sie liebten und lachten, und dämpften ihr Lachen, aber dennoch klang es immer aus den Fenstern heraus ... Und der alte Mann und die alte Frau fanden sich ein und pflegten mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht einzuschlafen. Denn ihre Liebe war unvergänglich. Und die Feuerkohle pflegte zu erlöschen und herbei kamen die Feuerfliegen. Und der Duft von altem Wein und einer Prise Knoblauch, und von Honig und Salbei hing noch immer in dem starken Rauchnebel. Aber nach und nach senkte sich Stille über das Dorf. Und nun geht der BEOBACHTER zu dem Hügel, zu dem Stein, und mit demselben Umhang, mit dem Geruch des Abendessens noch immer in seinem Bart ... und setzt sich nieder.

Und was ist des Nachts so schön für den BEOBACHTER? Eine phantastische Darbietung von Ewigkeit. Die Zauberin Mond wechselt ihr Kleid von Nacht zu Nacht. Gleich einer Frau, die dich umgarnt, erscheint sie vor dir jeweils nur ein wenig, und dann letztendlich bei Vollmond bekommst du all das zu sehen, was sie, diese verlockende Zauberin, ist! Und ihre Schönheit ist so herrlich und strahlend, dass alle anderen Lichter im Vergleich zu ihr verblassen! Und die Ewigkeit. Wie malt man die Ewigkeit aus? Ab wann hört das Auge auf zu schauen. Ab wann hört das Auge auf, die Tupfer der eisblumenartigen Lichter zu sehen? Jene schöne Zauberin - wann hört das Auge auf. dort hinzusehen, und fängt an, hinsichtlich dessen zu schauen welches Mysterium sie dort oben an ihrem Platz hält. Wie weit, nehmt ihr an, kann euer Auge in die LEERE (void) der Mitternacht hineinsehen? Wie tief kann ein konzentriert ausgerichtetes Hineinschauen (Fokussieren) zwischen zwei Lichtpunkten gehen? War die Mitternachtsleere sich dessen bewusst, dass ich sie anschaute? Und ach, der Druck in meiner Brust gab mir das Gefühl, dass ich SO weit sah, dass etwas erwachte und zu mir zurückschaute. Oh Gott, wusste ich es doch! Und für dieses eine Mal starrte ich mit dem Allmächtigen Gott - dem offenbar Nichtoffenbaren - Auge in Auge; es sah zu mir zurück, denn das konzentriert ausgerichtete Schauen drang hinein. Wieweit kann das menschliche Auge ins Nichts hineinschauen!

Der Nachtvogel... die Nachtigall singt die süsseste Melodie und ein Hauch von wildem Jasmin liegt über der Ebene, beginnt in den Nebelwolken der Mitternacht zu schweben, fast wie die Schleier eines beachtlich schönen Geschöpfs, das die Absicht hat, sich um dich zu legen, und eine Verzauberung beginnt, die dein bekümmertes Herz oder deinen erschöpften Geist oder deine schmerzenden Hände in ein Gefühl elektrisierter Freude erhebt! Es ist berauschend um Mitternacht! Jasmin in den Nebel Wolken zu riechen.... Die Nachtigall ist weitergezogen. Sie ist den Fluss entlang gezogen. Der Fluss ist ruhig. Die Feuerfliegen werden dunkler an den Lagerfeuern des Abends. Und das Kichern ist verstummt. Und es scheint ein süsses Ruhen über diesem endlos grossen Dorf zu liegen. Und meine Seele freut sich, denn was ist es, das der BEOBACHTER in der Nacht sieht? Das, was zurückschaut und beobachtet.

Was an der Nacht ist es, das den Zauber hervorruft? Es ist in der Nacht, dass einer über den vergangenen Tag nachdenkt. Es ist in der Nacht, dass der Friede sanft auf der Seele des Mannes und der Frau ruht. Und wenn der BEOBACHTER Bewusstheit besitzt, dann ist es in der Nacht, dass all das unerfassbar Erfassbare, Wissbare, emportaucht, und vielleicht gleitet es auf den Flügeln eines exotischen Jasminduftes. Und vielleicht ist es der Nebelschleier selbst. Aber so oder so, die Nacht wurde geschaffen für süsses Ruhen und für einen einzelnen BEOBACHTER. Für einen BEOBACHTER, der in die Ewigkeit hineinstarren würde, solange, bis sie schliesslich zurückblickt. Die Nacht wurde geschaffen für Gedanken des Unerfassbaren. Und wenn einer dort sitzt, in der ungestörten Stille, dann beginnt er wundervolle Dinge zu wissen. Die Seele wird gerettet, beziehungsweise transformiert. Der Geist wird wieder lebendig und der Körper wird geheilt. Und es kommt zu einer Taufe durch den Morgennebel, durch den Tau auf dichten Wimpern, sobald er in dein Auge fällt; das ist das Geschenk des Lebens. Und bis zum nächsten Morgen verweilt dort der BEOBACHTER, der den Morgen im Leben gewährleistet hat. Für den Fluss und jene smaragdfarbener Schilfgräser. Die Verheissung auf Lotusblüten im Frühjahr. Und auf silberne und Smaragden Blätter an Olivenbäumen. Und auf Regenbogenfische; möge der Fischer sie in Fülle in seinem Netz haben.

Der BEOBACHTER garantiert es, dass der Morgen da sein wird, dass das Leben die Gelegenheit haben wird, unters Leben gemischt zu werden. Der BEOBACHTER hat infolge der süssen Mittemachtsruhe dem Morgen eine neue Weisheit gegeben, ein neues Bewusstsein, ein neues Verstehen, denn das Wunderwerk von Wissenheit hat zu einem veränderten Beobachten am Morgen geführt, was dann wiederum verändert und vergrössert und vertieft und erweitert hat ... den Geist all jener wundervollen ... anmutigen ... Leute.

Wenn nie jemand jemals auf dem Felsen sitzt ... die ganze Zeit über bis nach Mitternacht, nie jemand das Auge der Ewigkeit gefunden hat inmitten eines langen, alles durchdringenden Hineinschauens -wenn nie jemand auf dem Felsen sitzt und mit all dem Unerfassbaren Verbindung aufnimmt, getauft und verzaubert vom Jasmin, vom lieblichen Nebelschleier, und wenn er diese Weisheit nicht mit sich trägt bis zum Morgen, wer wird vorankommen, wo doch jeder die Nacht verpasst hat und durchgeschlafen hat bis zum Sonnenaufgang? Jemand, in der Tat, muss der Beobachter sein! Damit sein Geschenk an den Morgen und ans Bewusstsein eine neue Erkenntnis seiner Leute ist. Damit sein Geschenk das Gewähren und die Befähigung ist, auf ruhige und ungestörte Weise einen neuen Weg zu lernen, etwas zu tun. Originelle Wurzeln zu finden. Eine neue Farbe zum Malen zu entdecken.

Denn wenn niemand den BEOBACHTER macht und wenn niemand in den Nebelschleiern der Mitternacht getauft wird, dann werden diejenigen, die bis zum Morgen durchschlafen wieder den gleichen Tag haben, den sie gestern, und an dem Tag davor, und an dem Tag davor hatten. Und junge Männer werden weiterhin davon träumen, Helden zu sein ... und wie Hähne herumstolzieren, willens, ihr Leben ausschliesslich dafür zu geben, dass ihr .Name genannt werden kann an künftigen Lagerfeuern, die noch nicht einmal entzündet sind. Jemand muss ein grösseres Bewusstsein haben, um ihnen die Gelegenheit zu geben, ein grösseres Bewusstsein zu erlangen, so dass die Generationen, die erst noch kommen, die Kinder des Morgens ... die Erwachten genannt werden können Denn ohne Zweifel, so wie der junge Mann ist, so ist auch sein Erbgut. Und was er an seine Kinder weitergibt, ist die Reproduktion von dem, was er ist, und wenn er nicht grösser ist... als seine geringste Schwäche, wird er generationenlang die Frucht hervorbringen, die genauso sein wird. Und wenn Frauen es nicht lernen, gleichgestellt zu sein, und ihre Genialität bei ihrem Handwerk hervorzurufen, und Freude bei ihrer Arbeit zu empfinden, dann wird das Lachen bei ihrem Arm-in-Arm-Gehen mit ihrem Geliebten, ihren Ehemannsleuten, hin zu ihrem gemeinsamen Nachtlager, für immer verloren sein, denn es wird sich in ein primitives Spiel verwandeln. Und die Liebe wird in der Alten Zeit verloren sein, und sie wird sich in Bedürfnis und Besitzsucht und Eifersucht und Mangel-Leiden wandeln, und was werden die Kinder aus der Frucht ihres Leibes dann sein.

Da gab es einen BEOBACHTER .... all dieses Wissen, von dem ich euch erzählt habe, entstammt der Beschwingtheit des BEOBACHTERS, der Leidenschaft des BEOBACHTERS, entstammt dem ununterbrochenen, durch nichts eingeschränkten BEOBACHTER, der es garantiert, dass der Morgen und sein neuerliches Licht von echter Hoffnung erfüllt sein werden. Die Henne, die auf ihrem Ei sitzt, weiss, dass ein Küken hervorschlüpfen wird. Der BEOBACHTER garantiert es, dass ein Küken hervorschlüpfen wird. Der BEOBACHTER garantiert es, dass das Morgen da sein wird, auch wenn ihr durchgeschlafen habt. Und wenn ihr aufwacht dann wird ein neuer Gedanke existieren ... und eine Gelegenheit und eine Herausforderung und eine Wahl, die zu treffen ist - seine Hände schmutzig werden zu lassen, seinen Rücken zum Schmerzen zu bringen. Doch anstatt den Schmerz und den Pflug und Jammer zu fühlen, fühlt ihr es mit Freude und mit dem Lachen eines sich stärkenden Selbstes.

Und wenn eure Nacht kommt, und während der Rauch eurer Lagerfeuer abkühlt, werdet auch ihr unerfassbar Dinge erfassen wissen, und der nächste Tag wird weitaus grandioser werden.

Ramtha.

Bearbeitet, 17.2.98 Andreas Kleindienst

Alle Ramtha Texte wurden durch seine Geistige Tochter mit dem irdischen Namen

JZ. Knight von Ramtha während 10 Jahren persönlich empfangen.

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